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Andreas Lindner (ORF2 Di, 22.11.2016, 22:00)
ZIB 2

Armin Wolf gilt ja - wie die allermeisten seiner Journalisten-Kollegen - als gänzlich uneitel, selbstlos nur der höheren Aufklärung verpflichtet und überaus kritisch. Meistens jedenfalls.

Und so zelebriert er beinahe täglich seine Rolle als beinhart, kritischer Journalist Nummer 1 der Republik und lässt niemals eine Gelegenheit aus, seinem Interviewgegn.... pardon -Partner und dem TV-Publikum, dessen Widersprüchlichkeit vor Augen zu führen - zumindest wenn es die eigene Gesinnung verlangt.

Und so kann es ja wirklich einzig nur dem Umstand geschuldet sein, dass er in dem gestrigen Interview mit zwei ÖVPlern, darunter Kurt Fischer und dem Bürgermeister von Lustenau, diese Elfmetervorlage am Ende des Gesprächs nicht aufgegriffen hat.

An einer anderen Stelle, mit dem anderen Interviewgeg... -Partner - dem Hofer-Unterstützer Norbert Van Handel - wurde er nämlich wohl fündig, als es um den scheinbaren Widerspruch im Hofer-Wahlkampf gegen das 'Establishment' und dessen gleichzeitge Mitgliedschaft im 'St. Georgs Orden' ging.

Und so, angesichts der drängenden Zeit, kann es schon einmal passieren, dass die Behauptung bzw. der fromme Wunschgedanke des Lustenauer Bürgermeisters und leidenschaftlichen Van der Bellen-Unterstützers, "ich glaube auch, er (Van der Bellen) wird sich für ein Europa der Regionen einsetzen, und das ist uns in Vorarlberg ganz besonders wichtig" von Wolf nurmehr mit dem Danke für das Interview abgerundet wurde und zum nächsten Beitrag übergeleitet wurde.

Falls es stimmt, dass den Vorarlbergern ein Europa der Regionen "ganz besonders wichtig" ist, wie Kurt Fischer sagt, dann ist Van der Bellen für die Vorarlberger eigentlich nicht wählbar. Schließlich hat er erst im März 2016, seinen Wunsch nach den "Vereinigten Staaten von Europa" bekräftigt. In seinen Ausführungen als Gastredner vor dem deutschen Bundestag meinte er dazu weiters: "das System (Anm. der EU) sei so angelegt, dass die einzelnen Mitgliedsstaaten vor allem ihre eigenen Interessen vertreten, das aber das große Ganze nicht weiterbringe."

Wie gesagt, für jemanden, der sich für ein Europa der Regionen begeistert, ist so ein Kandidat unwählbar, weil er sich genau das Gegenteil dessen vorstellt: einen Europäischen Zentralstaat, in dem die Mitgliedsstaaten wohl nicht mehr ihre eigenen Interessen zu vertreten haben. Und damit rückte dann die gesamte EU noch näher zu den Bürgern, oder? 

Eine absurde Vorstellung, aber Armin Wolf hatte schließlich keine Zeit mehr, diesen eklatanten Widerspruch aufzuzeigen. Nicht wahr.

Oder hätte dies am Ende noch etwa den ganzen Spin des Interviews zerstört?