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Manuela Hahofer (ORF2 Di, 13.12.2016, 20:15)
Bürgerforum

Es wäre eine Chance gewesen, den Bürgern Lösungen - naja, wir sind bescheiden: Lösungsansätze - zu präsentieren. Doch es war verschwendete Zeit. Leider waren auch einige Fragesteller von der Situation im Auditorium überfordert. Verständlich, wenn man da plötzlich im grellen Scheinwerferlicht in einem Studio sitzt und pointiert sprechen soll. Als Zuseher wartete man sehnlichst auf einen "Goscherten", der den kommunikationstrainierten Politikern Paroli bietet, er kam nicht, sollte vielleicht auch gar nicht kommen...

Es kam das Übliche: Probleme wurden von Kanzler und Vize klein geredet, Regierungsarbeit schön geredet. Und doch, wenn man genau hinhörte, konnte man schon einiges entdecken: Als zum Beispiel der Kanzler ganz pathetisch auf Aleppo zu sprechen kam. Ein kluger Schachzug, damit schmetterte er mit einem Satz jegliche Kritik an der Flüchtlingsfrage ab. Wer will denn schon danach etwas Negatives über Flüchtlinge sagen...

Tja, der "Goscherte" vielleicht, aber er kam ja nicht...

Für das Studiopublikum schien Kern den richtigen Ton gewählt zu haben, da ein Kompliment, dort ein Lächeln und sogar ab und zu Verständnis für die Anliegen der Opposition - Applaus war ihm sicher. Was hätte man darum gegeben, bei den TV-Zusehern Mäuschen zu spielen um sich zu vergewissern, ob Kerns Kalkül auch in den heimischen Wohnzimmern aufgeht....

Zum Schluss holte Kern doch noch zum Rundumschlag aus und stichelte bei den Oppositionsleadern. Messerscharfer Zynismus (es zeigte sich sehr schön das zweite Gesicht, dieses berühmte zweite Gesicht, das bei Norbert Hofer nur eine gewisse Menschen-Elite gesehen hatte), mit einem Lächeln präsentiert: An diese Taktik werden wir uns gewöhnen müssen. Das wird dann wohl ein langer Wahlkampf werden, wann immer uns Neuwahlen ins Haus stehen....

Mitterlehner gab sich angriffig, wollte partout nicht einsehen, dass die Österreicher Probleme haben, es ist ja alles so schön bei uns und alles eh nicht so schlimm, man soll halt das Gute unterstreichen und das Schlechte nicht so oft thematisieren.

Er zeigte sich (wie übrigens auch Kern) sehr dünnhäutig. Der Hauch eines verbalen Angriffs eines verständlicherweise frustrierten Bürgers und schon mahnte man geschlossen (Kern, Mitterlehner und Moderator) eine sanftere Wortwahl ein.

Als Zuseher von Parlamentsdebatten kann man da nur ungläubig den Kopf schütteln. Da patzen sich die Politiker gegenseitig mit einer Heftigkeit an, dass man als Bürger nur so mit den Ohren schlackert und zeigen sich gar nicht dünnhäutig, weder im Einstecken, noch im Austeilen. Ein Bürger darf das anscheinend nicht, vielleicht weil er aus Sicht der Politiker auf einer anderen Stufe steht....? Man weiß es nicht genau.

Wo blieb nur der "Goscherte"...