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Werner Reichel (oe1 So, 18.12.2016, 18:15)
Moment am Sonntag

Sie können es nicht lassen. Ohne Ideologie und linker Volkspädagogik geht bei den Oberlehrern von Ö1 gar nichts. Selbst eine scheinbar harmlose Sendung über Handtaschen ist von linken Botschaften und Belehrungen durchsetzt. „Viel mehr als nur Accessoire. Die Handtasche. (…) Gleichgültig ob nützliches Trageutensil oder Mode-Accessoire: die Handtasche ist ständige Begleiterin und was in ihr Platz haben muss, bleibt das Geheimnis ihrer Trägerin.“ So die Beschreibung von „Moment am Sonntag“ im Internet. Eine nette Sendung denkt man. 

Doch nur über Handtäschchen zu plaudern und zu philosophieren ist dem kleinen, strebsamen, linken Rundfunkbeamten einfach zu wenig. Deshalb erfährt man in dieser Sendung auch etwas über Margaret Thatcher, die Lieblingsfeindin all jener, die vor kurzem tränenreich den Tod des „großen“ Fidel Castro betrauert haben.

Ö1 erklärt seinen Hörern in der Handtaschen-Sendung, dass die Eiserne Lady „das Land mit ihrer neoliberalen Politik fast ruinierte“. Eigentlich klassische Fake-News, hätte der schlaue Redakteur nicht angemerkt: „wie Kritiker meinen“. Kritiker! Zwinker, Zwinker. Das Gegenteil ist freilich der Fall.

Als Margaret Thatcher in Downingstreet 10 einzog, war Groß Britannien am Ende. Das einstige Weltreich hatte damals in etwa die selbe Wirtschaftsleistung wie die DDR, eine verarmte kommunistische Diktatur mit nicht einmal halb so vielen Einwohnern wie Großbritannien. Das ist kein Scherz! Damals war im Vereinigten Königreich das Brot knapp, Strom wurde immer wieder abgeschaltet und die Stahlproduktion brach um 50% ein. Die Gewerkschaften hatten in den 70er Jahren ganze Arbeit geleistet. Wie kann man eigentlich ein am Boden liegendes Land in den Ruin treiben? Frag nach bei Ö1. Thatcher hat mit harten Reformen das marode Land wieder auf Kurs gebracht. Jeder, der kein Parteibuch der KPÖ oder der Grünen und Grundkenntnisse in Geschichte und Ökonomie hat, sollte das wissen. Nun gut, bei Ö1 begründet man ja auch die katastrophalen Zustände in Venezuela mit dem niedrigen Ölpreis.

Es ist wirklich ärgerlich. Eine so harmlos daherkommende Sendung ist mit linker Ideologie und historischen Verdrehungen kontaminiert. Natürlich wissen die meisten Hörer nicht allzu viel über das Großbritannien der 70er und 80er Jahre, wenig über Thatcher und noch weniger über den „Neo“liberalismus, außer solchen seltsam verdrehten Ö1-Info-Häppchen. Wer sich über Handtaschen informieren wollte, weiß jetzt, dass Margaret Thatcher eine böse Frau war, die ihr Land in den Ruin trieb. Der gemeine Ö1 Hörer fühlt sich jedenfalls gut informiert und in seinen nicht zuletzt von Ö1 genährten Vorurteilen bestätigt. Die linken Staatsfunker bringen gegen gutes Geld ihre ewig gestrige Weltsicht unters urbane Kleinbildungsbürgertum, das gar so stolz auf seinen Ö1-Konsum ist. Eine ideale Gutmenschensymbiose, die leider Demokratie und Steuerzahler gar nicht gut bekommt.