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Kurt Ceipek (oe1 Di, 24.01.2017, 12:00)
Mittagsjournal

Die Polizei war wachsam und hat offensichtlich rechtzeitig einen 17-jährigen Islamisten aus dem Verkehr gezogen, der selbst zugibt, er habe einen Terroranschlag in Wien verüben wollen. Ausländische Ermittler hatten zu seiner Ergreifung wertvolle Hinweise gegeben. Selbst der Anwalt des potentiellen Attentäters gab zu, dass der junge Mann radikalisiert gewesen sei.

Mittlerweile habe sein Mandant dem Islamismus natürlich abschworen. Was sonst soll ein Anwalt sagen.

Das war das Thema eines Interviews, das eine ORF-Redakteurin namens Katja Arthofer mit Innenminister Wolfgang Sobotka führte, wobei die Fragen vielen Zuhörern seltsam vorkommen mussten. Zuerst wurde der junge Mann in dem ORF-Beitrag verharmlost, weil bei ihm ohnehin keine Waffen und kein Sprengstoff gefunden worden seien. Worauf Frau Arthofer – eine artgerechte ORF-Interviewerin – in giftigem Tonfall fragte: „Kann es sein, dass der Fall gar nicht so groß gar nicht ist, wie er bisher dargestellt wurde?“ Den ganzen Beitrag hindurch war man sichtlich darauf bedacht, den 17-jährigen als harmlosen geläuterten Knaben darzustellen.

Der Minister blieb beharrlich sachlich und höflich, obwohl an dieser Stelle eine scharfe Antwort durchaus angebracht gewesen wäre.

Der Fall weist deutliche Parallelen zum Attentäter vom Berliner Weihnachtsmarkt auf, aber auch zu den zahllosen Anschlägen in Paris und Brüssel. Der Berliner Weihnachtsmarkt-Mörder war den beobachtenden Ermittlern mehrfach aufgefallen, aber er konnte wegen der laschen Sicherheitsvorschriften ungehindert den Lkw besteigen, dessen Lenker erschießen und dann in die Menschenmenge rasen. Es kann schon sein, dass der Wiener Nachwuchs-Islamist derartiges nicht geschafft hätte, wahrscheinlich ist aber, dass der radikalisierte Knabe seine finsteren Pläne umgesetzt hätte.

Frau Arthofer bedrängte Innenminister Sobotka dennoch mit der seltsamen Frage: „Für wie groß würden sie die Gefahr (eines Terroranschlags durch den 17-jährigen, Anm.) einschätzen?“ An dieser Stelle gab Sobotka die richtige Antwort: Noch bevor es zu so einem Terroranschlag komme, seien solche Menschen aus dem Verkehr zu ziehen.

Worauf die ORF-Verharmloserin den Verdacht in den Raum stellte, möglicherweise komme dieser Fall dem Innenminister sehr gelegen, um politisch eine Verschärfung der Sicherheitsvorkehrungen durchzubringen.

Was bei nun schon fast jedem Zuhörer des skurrilen Mittagsjournal-Beitrags die Frage aufdrängte: Worauf wollen wir mit verschärften Sicherheitvorkehrungen noch warten? Nach einem Terroranschlag in Wien, Salzburg, Graz oder Innsbruck würden die selben Journalisten, die heute die „Größe der Gefahr“ in Frage stellen, die Polizei prügeln und fragen, warum diese nicht rechtzeitig gehandelt hat.

Link zum Mittagsjournal: http://oe1.orf.at/player/20170124/457826