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Hans Kreimel (ORF2 Do, 26.01.2017, 17:30)
heute leben

Dem Bildungsaufrag ist der ORF in "heute leben" und "heute konkret" in ORF-typischer Weise nachgekommen. Der Gast vom Geschmackslabor der Uni-Graz hat sich noch in einer nicht-wertenden Art mit dem Thema Palmöl auseinandergesetzt. Er stellte unter anderem fest, dass bei falscher Behandlung des Palmfetts auch krebserregende Inhaltsstoffe entstehen können. Das fällt tatsächlich unter Bildungsauftrag. Die folgenden Kommentare fallen jedoch nicht mehr drunter.

Verena Scheitz erklärt, dass sich Palmöl auch in Käse befinde. Die Frage aus lebensmittelchemischer Sicht ist, wie soll Palmöl in Käse kommen? Normalerweise ist in Käse nur Milcheiweiss und Milchfett drinnen. Vielleicht meinte die Dame auch nur Kunstkäse, Analogkäse, der neuerdings auch als veganer Käse bezeichnet wird. Dort kann Palmfett drinnen sein.

Der nächste Vogel wurde abgeschossen mit der Behauptung, Nutella bestünde zu zwei Drittel aus Zucker und zu einem Drittel aus Fett. Tatsächlich sind Zucker und Palmöl zwar die häufigsten Komponenten, im Ausmass von 26 bis 33 Prozent sind aber auch Haselnüsse, Kakao und Magermilchpulver enthalten.

Das Palmfett-Bashing wird fortgeführt. Es wird behauptet, Bauern werde von Konzernen Land gestohlen, damit dort Palmplantagen errichtet werden. Ob wirklich und wie Land gestohlen wird, müsste man sich vor Ort anschauen. Nicht wenige NGO-Geschichten entpuppen sich ja als Schauermärchen ohne realen Hintergrund. Es soll  beispielsweise auch Österreicher geben, die sich durch unser Steuersystem bestohlen fühlen.

In Palmfett habe man krebserregende und krebsverursachende Substanzen gefunden, heißt es weiter. Der aufmerksame Seher hat in der Sendung davor aber Gottseidank schon erfahren, dass es nur bei falscher Bearbeitung des Fetts zu solchen Inhaltsstoffen kommen kann. Es reicht aber nicht, Zentimeter-dick Nutella aufs Brot zu schmieren, um dem Tod ins Auge zu schauen.

Da jede zweite chemische Substanz krebsserregend oder krebsverdächtig ist, wird man kaum ein Lebensmittel finden, das keine solchen Substanzen enthält. Entscheidend ist der Hinweis auf Grenzwerte, um vielleicht eine schädliche Wirkung zu erzielen. Allerdings ist in Grenzwerten auch ein Sicherheitsfaktor eingerechnet. Um eine solche Wirkung zu erzielen, muss man schon 10 bis 100 mal so viel wie die übliche tägliche Dosis über mehrere Jahre zu sich nehmen.

Mit solchen unsinnigen Warnungen wird Angst geschürt, die letztendlich mehr Schaden anrichtet, als dies die Schadstoffe tun, die tatsächlich in Lebensmitteln sind.