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Andreas Unterberger (ORF2 Mo, 13.02.2017, 19:00)
Bundesland heute

Erstaunlich, erstaunlich: Da kommt im ORF ein Unternehmer ausführlich zu Wort, der samt allen Arbeitsplätzen von Wien nach Niederösterreich übersiedelt, und der gleich mehrfach sagen kann, dass er das tut, weil er in Niederösterreich viel besser betreut wird als in Wien. Selbst der Schlusssatz des Beitrags lautet ohne Einschränkung, dass der Mann "mit der Entscheidung für Niederösterreich jedenfalls glücklich" ist.

Doppelt erstaunlich ist, dass der Beitrag in "Wien Heute" zu sehen war. Man könnte nun spekulieren, dass ganz offensichtlich die Finanz- und Wirtschafts-Stadträtin zum Abschuss freigegeben ist, die ja (freilich zusammen mit dem Bürgermeister) hauptverantwortlich für das sich seit Jahren aufbauende wirtschaftliche und finanzielle Desaster in Wien ist. Man kann aber auch genauso hoffen, dass da schlicht ein journalistisch gelungener und korrekter Beitrag gesendet worden ist. Denn auch die - richtigerweise eingeholte - Stellungnahme des Chefs einer für die Betreuung von Betrieben zuständigen Rathaus-Agentur hinterließ einen für diesen mehr als peinlichen Eindruck. Null Selbstkritik. Null Bedauern. Null Versprechen, es künftig besser zu machen.

Wenn der ORF auch noch die katastrophale Arbeitsplatzsituation in Wien erwähnt hätte - die ja mit dieser Genossen-Ignoranz zu tun hat -, wäre man geradezu rundum glücklich. Und hätte die folgenden Hoppalas gar nicht bemerkt.

Etwa den Sportredakteur, der schon wieder die neuen kriminellen Exzesse beim Fußballderby herunterzuspielen versucht (über die aber zum Glück der Moderator Klartext sprach). Oder etwa die Skurrilität, dass der Beitrag über das neue Herzensanliegen der SPÖ, unbedingt einen Wiener Platz nach Udo Jürgens zu benennen (irgendwo muss die Partei ja zeigen, dass sie noch existiert und wegweisende Ideen hat ...) ungefähr fünf Mal so lang war wie der Bericht, dass jetzt in Hietzing eine Volksabstimmung über das Parkplatz- und Pickerlproblem fixiert worden ist (Aber immerhin hat "Wien Heute" gleich zwei Passanten interviewt, denen der Jürgens-Platz so was von egal ist ...). Dabei hätte es etwa über Hietzing hinaus viele brennend interessiert, wie denn die Grätzel ausschauen sollen, in denen da jetzt abgestimmt und eine Pickerl-Teilzone eingeführt wírd.