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Andreas Unterberger (ORF2 Mo, 01.05.2017, 19:30)
Zeit im Bild

Die Linken in den ORF-Redaktionen (also fast alle) können einem fast leid tun. Man sieht sie geradezu vor sich, wie sie sich täglich krampfhaft bemühen, irgendwelche positiven Nachrichten aus der sozialistischen Welt unters Volk zu bringen.

Nur so kann etwa diese absurde ZiB-Meldung zustandegekommen sein: Die staunenden Fernsehzuschauer werden darin informiert, dass Venezuela den Mindestlohn um 60 Prozent erhöht hat. Klingt gewaltig, ist sensationell und berichtenswert, auch wenn man von vielen anderen lateinamerikanischen Ländern in der ZiB das ganze Jahr nichts erfährt. Denn jetzt wissen wir, welch wunderbare Wohltaten doch eine sozialistische Regierung den Menschen ständig zuteil werden lässt! Nur in Österreich wehren sich leider die reaktionären Rechten ständig dagegegen.

Aber genug des Zynismus. Es ist in Wahrheit einfach abenteuerlich, so etwas zu einer ZiB-Meldung zu machen, aber ohne dazuzusagen, dass in Venezuela die Inflation die 700-Prozent-Marke deutlich übersteigt. Und dass man in den normalen Geschäften dank des real existierenden Sozialismus fast überhaupt nichts mehr bekommt. Und dass dieser imstande war, sogar das ölreichste Land der Welt in bittere Not zu stürzen.

Davon erfährt man im ORF-Fernsehen freilich gar nichts. Statt dessen wird gesagt, dass diese Mindestlohnerhöhungen eine Antwort auf die "Protestwelle" gegen Präsident Maduro seien, bei der es zahlreiche "Ausschreitungen" gegeben habe.

Es ist eine eigenartige Logik, die da zwischen Auschreitungen und Mindestlohnerhöhungen einen kausalen Zusammenhang herzustellen versucht. Aber auch hier wird wieder das Wichtigste verschwiegen: dass die allermeisten Todesopfer durch Polizei und Armee verursacht worden sind.

Gehts noch verlogener? Es sind die gleichen Versuche, die Wahrheit durch Weglassungen und Verdrehungen um 180 Grad zu verbiegen, ohne direkt etwa Falsches zu sagen, wie man sie vor 1989 in Radio Moskau hören konnte. Oder wie sie ältere Zeitgenossen in der Nazizeit in den sechs Jahre anhaltenden "Siegesmeldungen" von der Front gehört haben, die dann rätselhafterweise in die Größten Niederlage aller Zeiten gemündet sind.

PS: Übrigens war auch in diesen NS-Nachrichten - so wie in ORF-Nachrichten - doch etwas Wahres zu finden: nämlich die Ortsangaben der "Siege" und "heldenhaften Abwehrschlachten". Allein aus diesen konnten sich die meisten Menschen dann den Kriesgausgang lange vor seinem Stattfinden auch ganz ohne "Feindsender" ausrechnen.