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Georg Frundsberg (ORF2 Mi, 21.06.2017, 22:00)
ZIB 2

Einleitend möchte ich eine gute Bekannte zitieren: „Ich faaaasssss es nicht, die ZIB 2 ist heute wieder das allerreinste Atlantik-TV! Ferry Maier, Marshall Plan, russische Hacker, Verschwörungstheorien ;))))) unpackbar. Wenn sie so übertreiben, muss der A.... ordentlich offen sein.“

Eigentlich ist damit alles gesagt. Wenn man die Zeit und Muße hat könnte man über jeden einzelnen Beitrag dieser ZiB eine seitenlange Kritik schreiben. Leider fehlt beides, daher eine kurze Analyse:

A4-Drama: Schlepper in Ungarn vor Gericht.

Die Schlepper des A4-Dramas stehen in Ungarn vor Gericht. Offensichtlich ist eine rechtliche Aufarbeitung bei kleinen Würsteln einfacher als bei politisch Verantwortlichen. Denn warum war es überhaupt möglich, dass eine Million Migranten unsere Grenzen stürmen, wenn sogar das Heeresnachrichtenamt bereits 2011 Hinweise auf diesen Massenexodus hatte? Ein Korrespondent der französischen Zeitung Le Monde analysiert richtig: „Dieser Prozess ist sehr wichtig für ganz Europa, weil es ein historischer Prozess ist." Die Katastrophe an der A4 habe eigentlich verursacht, dass Frau Merkel die Grenzen von Deutschland geöffnet hat für Migranten und für Flüchtlinge.

Ferry Meier

Noch ein paar Auftritte von Ferry Maier und die ÖVP ist wieder unter zwanzig Prozent. Der frühere ÖVP-Generalsekretär Maier gefällt sich offensichtlich in der Rolle des Troubleshooters der Nation und erzählt Drachentötergeschichten: „.. und dann hab ich dem Vizekanzler gesagt: ihr werdet einen Koordinator brauchen. Und aus dem heraus ist dann der Flüchtlingskoordinator geworden.“ Szenenapplaus.

Auf den Einwand von Tarek Leitner, dass die Krise schon mindestens vier Jahre vorher aufgrund eines Berichtes des Heeresnachrichtenamtes bekannt war und die politisch Verantwortlichen (allesamt ÖVP-Politiker ...) versagt haben geht Maier nicht ein. Dafür Worte, die man schon nicht mehr hören kann: „Die meisten die ich kennengelernt hab und von denen ich auch gehört hab sind ja geflohen vor Mord, Terror und lebensbedrohenden Zuständen, wie auch Hunger und Dürre.“

Nach der Reise durch acht sichere Länder kann wohl niemand mehr von Flucht reden. Auch im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention ist die Flucht im nächsten sicheren Land zu Ende.


Aber der ÖVP-Politiker Ferry Maier findet auch Grenzzäune wiedersinnig, denn in seinem Buch schreibt er: „widersinnige, absurde Idee Zäune zu errichten“

70 Jahre Marshallplan

Aus Anlass des Jubiläums 70 Jahre Marshallplan könnte man von seriösen Journalisten auch eine kritische Betrachtung erwarten. Denn begleitet wurde der Plan von insgesamt 269 Marshallplanfilmen. Zum 60-Jahre-Jubiläum schrieb sogar der ORF noch unter der heute undenkbaren Überschrift „Propaganda und Erfolg des Marshallplans: Im Zentrum des Interesses stand etwas anderes, wie der Historiker und Tagungsleiter Günter Bischof in einem Gastbeitrag schreibt: die multimediale Werbekampagne, mit der die Segnungen der US-Regierung dem heimischen Publikum näher gebracht wurden.“

Russische Hacker

Dann die Nullmeldung des Tages, vermutlich als Einleitung zu dem Beitrag über Verschwörungstheorien: Russische Hacker griffen Wahlsysteme der USA während der Präsidentenwahl 2016 an. Es gebe aber keine Hinweise darauf das die Wahlergebnisse manipuliert worden sein.

Fernsehpreis der Erwachsenenbildung

Beim neunundvierzigsten Fernsehpreis der Erwachsenenbildung wurde der ORF fünffach ausgezeichnet. In seiner Dankesrede sagte Armin Wolf, es sei nicht Job der ORF Journalisten, Politiker glücklich zu machen. Stimmt. Der ORF treibt die Politik durch seine ideologische Berichterstattung viel mehr vor sich her. Politiker die sich an EU-Recht halten, werden in einem schlechten Licht dargestellt, mit sarkastischen, betroffenen Kommentaren und Blicken versehen (Orban, Grenzzaun), Politiker die EU-Recht brechen handeln „menschlich“ (Merkel: Wir schaffen das).

Verschwörungstheorien

„Verschwörungstheorien prägen unseren Alltag. Manipulierte Wahlen ...“ Aha. Hatten wird das nicht gerade vorhin vom ORF selbst gehört?

Die schwer kontrollierbaren sozialen Medien bereiten den Massenmedien offensichtlich Sorgen. Denn mehrere öffentlich-rechtliche Sender haben die Website www.dieweltherrschaft.net ins Leben gerufen.

Offensichtlich sollen alle vom Mainstream abweichenden Meinungen mit abstrusen Verschwörungstheorien gleichgesetzt, damit abgetan und lächerlich gemacht werden. Auf der Netzseite kann man dann auswählen wer die Verschwörer sein sollen: Hauskatzen, Zahnärzte, Clowns oder Schlagersänger..

Der letzte in diesem Beitrag Satz gibt die Marschrichtung vor: „Fake-News und Co müssen wohl aktiver bekämpft werden.“

Die öffentlich-rechtlichen dürften schon langsam erkennen, dass ihnen die Felle davon schwimmen und sie einer immer besser informierten und immer kritischer werdenden Bevölkerung gegenüber stehen.

Wenn der öffentliche Diskurs in den öffentlichen Medien nicht möglich ist wird er eben auf anderen Ebenen ausgetragen. Wo bleibt die sonst so beschworene Offenheit für Neues?