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Niklas G. Salm (oe1 Mi, 25.10.2017, 18:30)
Klartext

Es hatte schon etwas Surreales, als Ö1-Mann Klaus Webhofer in der Sendung "Klartext" das Wahldesaster der Grünen aufzuarbeiten versuchte. Nicht nur, dass der Staatsfunk einer abgewählten Linksaußen-Partei mit einer Wählerschaft von 3,8 Prozent (wieder einmal) eine volle Stunde Sendezeit widmete - auch die Auswahl der Gäste ließ den Zuhörer staunen: Ausschließlich Grüne selbst durften ihren epochalen Schiffbruch beweinen. Kein Wort der (ernsthaften) Kritik sollte offenbar den akkustischen Trauerzug stören.

So konnten Interimsbundessprecher Werner Kogler, Christoph Chorherr (Grüne Wien), Helga Krismer (Grüne NÖ) und Terezija Stoisits (grüne Botschafterin des Planeten Neptun - von dieser Welt kann diese Frau nämlich nicht sein) abwechselnd herumeiern, was denn schief gelaufen sei, ohne dabei auch nur irgendwie mit der harten Realität in Kontakt zu kommen.

Herr Chorherr beklagte etwa, dass die Grünen beim Thema Migration als Partei hingestellt würden, "die einfach alle reinlassen wollen", und konnte sich nicht erklären, wo dieser Vorwurf denn herkommen könnte. Schließlich verstieg er sich zu der Behauptung, dass die bösen anderen diese Mär in die Welt gesetzt hätten, um den Grünen zu schaden. Ja wirklich, wie kann nur irgendjemand auf die Idee kommen, den Grünen das Prädikat "Refugees-Welcome-Partei" umzuhängen - unerhört!

Werner Kogler gab den "oamen Steirerbuam" und offenbarte, mit Mathematik und Herumrechnerei nichts am Hut zu haben - vor allem seit er die Zahl 3,8 Prozent beim Wahlergebnis gesehen habe. Da drängt sich nur die Frage auf: War Herr Kogler nicht Finanz- und Budgetsprecher dieser Ex-Fraktion? Aber es passt zu den Grünen, das man in dieser Position Mathematik eher ablehnt. Frau Krismer nutzte die Sendung nur für nichtssagende Wahlkampfparolen mit Blick auf die nahende NÖ-Landtagswahl und war somit ebenfalls ein inhaltlicher Totalausfall.

Die absoluten Höhepunkte einer Geisterbahnfahrt im Radio lieferte aber zweifelsohne Terezija Stoisits! Mit sich überschlagender Stimme kreischte sie immer wieder wirres Zeug in die Runde. Und das mit einer Penetranz und Vehemenz, dass ihr selbst der ansonsten allen Unsinn geduldig zur Kenntnis nehmende Klaus Webhofer mehrmals das Wort entziehen musste. Von einer "demokratiepolitischen Katastrophe" für die Nation delirierte die Frau vom Neptun und erklärte ernsthaft, wie dumm der Österreicher doch sei, die Grünen als "Verbotspartei" wahrzunehmen! Verbote seien nämlich nur ein Ausdruck des "aktiven politischen Gestaltens" und somit ein Segen für die ganzen Dummen in diesem Land.

Als Zuhörer wähnte man sich über weite Strecken beim absurden Theater. Eine künstlerisch derart wertvolle Sendung ermöglicht einzig der Staatsfunk. Danke!