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Werner Reichel (oe1 Mo, 06.11.2017, 07:00)
Ö1 Morgenjournal

Peter Pilz macht, was er seit Jahrzehnten macht. Er stößt wilde Beschuldigungen aus, faselt von Beweisen, die er demnächst vorlegen möchte und ergeht sich in wilden Verschwörungstheorien. Wir wissen auch, was an den Pilz‘schen Geschichten in der Regel dran ist: wenig bis nichts. Sie verlaufen zumeist im Sande. Doch diesmal geht es um seine eigene Person, um den Vorwurf der sexuellen Belästigung.  Und manchmal überholt die Realität die Satire. Noch am Samstag verarscht die „Tagespresse“ den selbsternannten Aufdeckerkönig mit dem Artikel: „Peter Pilz will eigenen Peter-Pilz-U-Ausschuss leiten“.

Zwei Tage später setzt sich Pilz ins Ö1-Studio und stößt wilde Beschuldigungen aus, sieht finstere Mächte im Hintergrund die Fäden ziehen und sagt, „zwei Parteien“ würden hinter dem Ganzen stecken. Der unangefochtene Staatsmeister im Ankündigen, kündigt auf Ö1 spektakuläre Enthüllungen für die nächsten Tage an. Man kann davon ausgehen, dass Pilz die ÖVP und die SPÖ mit den zwei Parteien meint. Klar, schließlich soll er eine EVP-Mitarbeiterin begrapscht haben und ein SPÖ-Mann hat ihn dabei gesehen. Wenn das keine ÖVP/SPÖ Verschwörung ist?  Viel spektakulärer werden sein „Enthüllungen“ wohl nicht werden, sind sie fast nie. Wie auch immer.

Seltsam ist, dass Ö1 Peter Pilz mit dem Ö1-Morgenjournals eine große und wichtige Plattform zur Verfügung stellt, wo er minutenlange Monologe halten darf. Die Ö1-Dame hört ihm geduldig zu, unterbricht seinen Redeschwall nur selten, stellt, wie es sich für eine Journalistin gehören würde, keine kritischen Zwischenfragen, hakt nicht nach. Eine dubiose Vorstellung. Aber die Causa Pilz ist offensichtlich wichtiger, als alles andere, was so in der Welt und in Österreich passiert.

Es ist überhaupt äußerst seltsam, wieviel Zeit und Raum der ORF dem lieben Peter einräumt, damit er seine spezielle Sicht der Dinge ohne störende Zwischenfragen darlegen kann. So schnell zerreißen freundschaftliche Bande, so schnell verfliegt Sympathie offenbar nicht.  Man stelle sich nur vor.  solche Vorwürfe würden nicht Peter Pilz, sondern einen ÖVP- oder FPÖ-Politiker betreffen …