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Kurt Ceipek (ORF2 Do, 28.12.2017, 19:00)
Bundesland heute

Endlos lang erschien dem Zuhörer und -seher ein Interview mit Wiens ziemlich sicher unbeliebtester Politikerin, der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. „Für mich ist diese Aufgabe wirklich wichtig und ich mache sie gerne. Ich mache sie auch beharrlich“, sagte Vassilakou gleich zu Beginn des Interviews in Wien heute. Das klang nach einer gefährlichen Drohung.

Die selbst bei vielen in der eigenen Partei verhasste Grün-Politikerin hatte eine Reihe von Antworten gut einstudiert, sodass die Aussagen mehrmals in fast gleichem Wortlaut wiederkehrten, was ihr der höfliche und absolut nicht bissige Interviewer locker durchgehen ließ. Dass sie von den verzweifelten Wiener Grünen nur 75 Prozent Zustimmung erhalten konnte, stellte sie sogar kühn als Erfolg dar. „Es braucht uns, es braucht in Wien starke und stabile Grüne“.

All das klang angesichts von Streitthemen wie Heumarktprojekt, dem von den Grünen seit Jahren verschleppten Lobautunnel, oder der mutwillig von Vassilakou und ihren Spießgesellen herbeigeführten täglichen Verkehrskatastrophe am Wiener Getreidemarkt ebenfalls wie eine gefährliche Drohung.

Die Tatsache, dass sie im Falle eines Stimmenverlustes der Grünen bei den Wiener Landtagswahlen ihren Rücktritt versprochen hatte (der Stimmenverlust ist ja bekanntlich passiert, auf den Rücktritt hat sie großzügig verzichtet) blieb in dem endlos erscheinenden Interview – wenig überraschend – unerwähnt.

Man kann sich deshalb schon ausmalen, dass Vassilakous Ankündigung, dass sie bei den dringend notwendigen personellen Veränderungen in ihrer Partei im nächsten Jahr auch ihre Person zur Disposition stellen werde, ähnlich verlaufen wird. Die trickreiche Griechin wird Mittel und Wege finden, sich bis zum letzten möglichen Moment an ihrem lukrativen Posten festzuklammern. Dass ihre Unbeliebtheit selbst bei Grün-freundlichen Wählern bei der nächsten Wahl die Grünen endgültig in den politischen Abgrund reißen wird, könnte nur ein großes Wunder verhindern. Das werden die Wiener Wähler aber zu verhindern wissen.

Mehrmals durfte die rhetorisch nur mäßig begabte Grün-Politikerin Tesareks Fragen ignorieren, um ihre gut vorbereiteten Beschimpfungen der neuen Bundesregierung vom Stapel zu lassen. Diese böse Regierung habe die Absicht, Wien zu schikanieren.

Auf die gute Frage, ob es denn demokratisch sei, mit dem Lobautunnel ein Projekt verhindern zu wollen, das von der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskammer, dem betroffenen Bezirk und allen im Wiener Landtag vertretenen Fraktionen außer den Grünen gewünscht sei, antwortete Vassilakou mit dem von ihr gewohnten Wischi-Waschi. „Vielleicht sieht man daran auch, wofür es starke Grüne braucht.“ Den Begriff „demokratisch“ nahm sie sicherheitshalber nicht in den Mund.

Am Ende des ärgerlichen und dennoch langatmigen Interviews wünschte man sich, dass ein wirklich bissiger Journalist wie Armin Wolf ein solches Gespräch geführt hätte. Allerdings weiß der leidgeprüfte ORF-Zwangsgebührenzahler, dass rote oder grüne Politiker auch von den giftigsten ORF-Journalisten meist mit Glacéhandschuhen gestreichelt werden.

Der Link zur Sendung:

http://tvthek.orf.at/profile/Wien-heute/70018/Wien-heute/13959084