ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Unterberger (ORF2 Mo, 05.03.2018, 19:30)
Zeit im Bild

Sie können es nicht lassen: Wohl kein einziges anderes Medium in Europa ist in den vergangenen Stunden auf die Idee gekommen, den Bericht über die italienische Wahl unter die Schlagzeile "Comeback misslungen" zu stellen. Das tut nur der ORF. Gemeint ist damit das magere Wahlergebnis für Silvio Berlusconi. Das ist jedoch maximal des Fünftwichtigste am italienischen Ergebnis.

Sie bringen es im ORF aber halt nicht zusammen, das eindeutig Wichtigste an diesem Ergebnis an die Spitze zu stellen: Das ist natürlich das schlimme Debakel für die bisher regierenden Sozialdemokraten. ORF-Zuseher erfahren deren Niederlage erst nach mehr als zwei Minuten der Berichterstattung über Italien! Rätseln kann man nur: Ist es eine Stallorder der ORF-Obergenossen, dass über Sozialdemokraten nie etwas Negatives berichtet werden darf? Oder hat die gesamte Redaktion einfach schon eine quasi-genetische Sperre im Hirn gegen alles, was in der Sozialdemokratie unangenehm ankommen würde?

Eindeutig ebenfalls wichtiger als das Berlusconi-Ergebnis wären aber auch:

  • der eindeutige Sieg des Mitte-Rechts-Blocks (zu dem übrigens auch Berlusconis Partei gehört!),
  • der Sieg der immigrationsfeindlichen Lega als stärkste Einzelpartei innerhalb dieses Blocks,
  • der Sieg der Fünf-Sterne-Bewegung als stärkste Einzelpartei außerhalb der Wahlbündnisse.
  • Und die Frage, ob nun der Lega- oder der Fünf-Sterne-Sieg gewichtiger ist.

Besonders jammervoll war dann aber auch der kurze ZiB-Bericht über den Papst-Besuch von Sebastian Kurz. Etwa der Bericht auf Servus-TV zum gleichen Ereignis war viel informativer. Der ORF schnitt das eingeholte Kurz-Statement sogar mitten im Satz ab, ganz offensichtlich um nicht den Bericht des Bundeskanzlers über die Papst-Aussage zu bringen, dass ein Land nur so viele Menschen aufnehmen müsse, wie integrierbar seien. Statt dessen füllt die (angesichts der Doppelbelastung durch zwei Ereignisse offensichtlich doppelte überforderte) ORF-Korrespondentin die paar Sekunden, die man notgedrungen der Kurz-Visite widmet, mit der Zitierung migrationsfreundlicher Papst-Sätze aus einem alten Buch.

Was in der Summe wieder einmal eine massiv verlogene Berichterstattung ergibt (und auch wieder einmal das Urteil bestätigt, dass die Frau in Rom die weitaus schwächste im ganzen - mancherorts wie etwa in Brüssel oder Moskau oder Istanbul ja auch sehr eindrucksvoll und professionell agierenden - ORF-Korrespondententeam ist).