ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Kurt Ceipek (ORF2 So, 02.09.2018, 21:55)
IM ZENTRUM

Die nicht unumstrittene ORF-Diskussionssendung IM ZENTRUM befasste sich in der ersten Ausgabe nach der Sommerpause mit dem Thema: „U-Ausschuss: Macht und Missbrauch? Innenminister Kickl auf dem Prüfstand.“

Nun weiß der gelernte Österreicher aus Erfahrung, dass es in solchen Untersuchungsausschüssen nicht so sehr darum geht, Missstände tatsächlich aufzudecken, sondern es handelt sich um einen politischen Schaukampf, etwa vergleichbar mit dem Freistilringen früherer Jahrzehnte auf dem Wiener Heumarkt. Man sucht nach möglichst gemeinen Untergriffen, um den politischen Gegner mit lautem Getöse Schaden zuzufügen. Das ist in der Politik üblich, aber dazu bräuchte man keinen U-Ausschuss.

Die Zentrum-Diskussion war eine erste Aufwärmrunde für den Schaukampf. Es wurde „völlig sinn- und faktenbefreit“ diskutiert, merkte ein ORF-Watch-Leser treffend an. Und dass es nicht vorrangig um das Thema geht, sondern darum, die eigene Partei als besonders heldenhaft zu profilieren und dem politischen Gegner nach Möglichkeit ans Bein zu pinkeln, verdeutlichte schon sehr bald die Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper. Sie hatte ein schönes Polizeipferdefoto vorbereitet, das sie begeistert in die Kamera hielt. Diese Pferde haben zwar nicht das geringste mit dem Thema zu tun, sind aber blendend geeignet, Aufmerksamkeit zu erregen, was mit Fakten oder Argumenten viel schwieriger ist.

In dieser Tonart ging es weiter. Claudia Reiterer war – wie schon bei „Im-Zentrum-Sendungen“ vor der langen Sommerpause – mit der Diskussion überfordert. Unterbrochen wurden von der Modatorin vor allem die Diskussionsteilnehmer Werner Amon (VP) und Hans-Jörg Jenewein (FPÖ), während der SP-Vertreter Jan Krainer und Frau Krisper geschont wurden. Frauenfreund Peter Pilz wurde sehr gut behandelt.

Es ist für viele neutrale Fernsehzuschauer ein Problem, wenn man beim Blick auf die Moderatorin immer daran denken muss, dass sie Ehefrau des grünen Politikberaters und Van-der-Bellen-Wahlkampfleiters Lothar Lockl ist. Natürlich gibt es in solchen Dingen keine Sippenhaftung, aber es ist für den Zuseher schwer, ihr Neutralität abzunehmen.

Der U-Ausschuss wird noch lange dauern und die Österreicher immer weniger interessieren, wie das auch schon bei früheren derartigen Ausschüssen der Fall war. Und wenn es notwendig sein sollte, das Thema wieder aufzukochen, dann wird darüber sicher wieder sinnfrei „Im Zentrum“ diskutiert werden.