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Elmar Forster (Online Sa, 15.09.2018, 10:27)
Gutmensch-Boulevard-Tränen-Journalismus: Gruppen-Selbstmordversuch wegen unmenschlicher Abschiebepraxis
Link: https://wien.orf.at/news/stories/2936066/

Auf den Top-Headlines seriöser Medien finden sich normalerweise Ereignisse von weltpolitischer oder nationaler Bedeutung. Nicht so beim ORF. Auf orf.at findet man ganz oben: „Mikroben färben Salzsee pink und blau“ sowie „Brand in Wiener Polizei-Anhaltezentrum“ (50 % der Gesamt-Headline).

Die rudimentär-chronikhafte Bedeutung zeigt sich auch darin, dass ein Provinz-ORF-Wien-Bericht hochgeschraubt wird, der zudem vor textuellen Widersprüchen nur so strotzt:

Sechs Schubhäftlinge haben … in einer Zelle ... ein Feuer gelegt. Die Männer wollten offenbar gemeinsam Suizid verüben, weil sie kurz vor der Abschiebung standen.“ – Unmenschlich-(selbst)mörderische österreichische Abschiebegesetze sind also Schuld!

Fünf Afghanen und ein Iraner … verstellten die Tür ihrer Zelle … mit einem Spind, vermutlich um die Einsatzkräfte zu behindern.“ Wenig später stand da aber: „Die Insassen ließen es sofort zu, dass die Tür der Zelle geöffnet wurde.“ Also was jetzt? Wie soll das denn gehen? Lagen die nicht schon im Koma? „Die Männer wurden schwer verletzt in verschiedene Krankenhäuser gebracht, zwei mussten künstlich beatmet werden.“ Waren es schwere Verbrennungen oder „nur“ Rauchgasvergiftung? Übrigens: In schlecht durchlüfteten Weinkellern ereignen sich jedes Jahr sogenannte Kohlendioxid-Vergiftungen. Wäre doch auch eine Story wert…

In dem Abschiedsbrief steht, dass (sie) sich verabschieden, dass ihre Geduld am Ende ist und dass ihre Abschiebung bevorsteht und sie diese Situation nicht länger tragen wollen.“ Bemerkenswert: Die Geduld der Häftlinge mit dem österreichischen Rechtsstaat ist am Ende! Nachfrage: An wen war der Abschiedsbrief gerichtet? An das österreichische Volk?

In dem stark angesengten Schriftstück – ein Zettel im DIN A5-Format – schrieben die Männer, dass es keinen Sinn mehr mache und sie keine Perspektive mehr sehen würden. Außerdem vermerkten sie ihre Abschiebetermine. Der Brief war in Deutsch verfasst.

Der Zettel war nur so stark „sehr angesengt“, dass er noch lesbar war. Vielleicht kunstvoll nur an den Rändern? Außerdem: Wen interessiert die Zettelgröße? Interessanter wäre: Auf welchem Deutsch-Sprach-Niveau war der Brief verfasst? Das ließe nämlich Rückschlüsse auf den (eigentlichen?) Urheber zu …
Wegen der starken Rauchentwicklung … bestand bei 14 anderen Insassen zunächst der Verdacht auf Rauchgasvergiftung, daher wurden sie von der Berufsrettung begutachtet.“ Das ist allerdings ein sehr diskriminierendes Vokabular: Menschen werden begutachtet. Laut Duden: „sein Gutachten über e t w a s abgeben“ – also über eine Sache. Und weiter steht da: „Gebrauch oft scherzhaft.