ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Kurt Ceipek (ORF2 Di, 20.11.2018, 21:05)
Report

Beim Bundesparteitag der Grünen wurde der Notnagel Werner Kogler mit 99 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen Bundesparteiobmann gewählt. Ein kommunistisch anmutendes Ergebnis. Für unvoreingenommene Beobachter ein wenig überraschend beklagte er, dass seine von den Wählern aus dem Nationalrat katapultierte Partei von den bösen Medien vernachlässigt und benachteiligt wurden sei.

Ein Urteil, das man als neutraler heimischer Medienkonsument geradezu lächerlich finden muss, denn die Grünen kommen in der Berichterstattung fast aller Medien und vor allem des ORF in einem Ausmaß gut weg – sowohl quantitativ wie auch mit geradezu peinlicher Lobhudelei –, die in keiner Relation zur realen Bedeutung der zur Linksradikalität neigenden außerparlamentarischen Kleinstpartei steht.

Die ebenfalls zur Linksradikalität tendierende Sendung „Report“ nahm sich jedenfalls den Grüntadel zu Herzen und widmete den Grünen und deren neuem Heilsbringer Kogler ungefähr die halbe Sendung. Nachdem im Einleitungsbeitrag die sattsam bekannten Donnerstag-Demos in Wien bejubelt und die böse FPÖ gebührend getadelt worden waren, durfte der in Deutschland erfolgreiche Grünen-Chef Robert Habeck Österreichs Grüne loben.

Danach kuschelte Report-Moderatorin und -Interviewerin Susanne Schnabl förmlich mit Werner Kogler. „Was können die deutschen Grünen besser?“, lautete freundlich-charmant die Einleitungsfrage zum Kogler-Interview. Im Fußballer-Jargon könnte man eine solche Frage am ehesten mit einem idealen Lochpass vergleichen, denn in der Antwort kann der Interviewte sich selbst beweihräuchern, dass früher die österreichischen Grünen ja viel erfolgreicher gewesen seien als die deutschen Gesinnungsgenossen und dass bei den neuen Grünen hierzulande eine umwerfende Aufbruchsstimmung herrsche. Kogler: „Ich bin da sehr glücklich drüber.“

Wer Susanne Schnabl aus Interviews mit Politikern aus der bürgerlichen Reichshälfte in Erinnerung hat, der weiß, dass ihre Wortwahl, Mimik und Tonfall der Stimme auch völlig anders sein können. Aber der ohnehin ein wenig verunsichert wirkende Kogler wird nicht unterbrochen, nicht bedrängt, sondern eher durch das Interview getragen.

Dem grünen Urgestein wurde natürlich auch die Gelegenheit geboten, ein wenig über die Bundesregierung zu lästern, verbunden mit der Ankündigung: „Wir würden alles anders machen.“ Ein wenig klang das wie eine gefährliche Drohung gegenüber den österreichischen Wählern. Aber immerhin mündete das Interview in der Erkenntnis Koglers: „Was in ein paar Jahren ist, weiß ich jetzt noch nicht.“

Als erfahrener ORF-Beobachter weiß der Autor dieser Zeilen eines fast sicher: Die Grünen in Österreich dürften auch in ein paar Jahren noch von den Medien gehätschelt werden, wobei der ORF weiterhin die Führungsrolle als grüne Wahlkampfmaschinerie spielen darf. Und sicher ist auch, dass die Grünen darüber jammern werden, von den Medien stets benachteiligt worden zu sein.

Falls es dann noch Grüne und den ORF gibt ...