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Werner Reichel (Online So, 13.01.2019, 11:17)
Wien wird jetzt noch lebenswerter
Link: https://wien.orf.at/news/stories/2958362/

Unser Wien, die tollste und beste Stadt der Welt. Sagt die SPÖ und ihr propagandistischer Arm, der ORF, verbreitet diese Behauptung Jahr für Jahr. Dass sich die selbsternannte Arbeiterpartei und der Rotfunk dabei auf die Mercer-Studie beziehen, bei der ausschließlich Expats befragt werden, ausländische Top-Arbeitskräfte, die in Wien stationiert sind, darf man nicht so eng sehen.

Wie gut, dass solche Manager in der Regel Privatspitäler aufsuchen. Die öffentlichen Krankenhäuser der Stadt passen nämlich so gar nicht ins Bild der lebenswertesten Stadt der Welt. Da hilft es auch nicht, wenn ORF und SPÖ die Zustände dort gerne verharmlosen bzw. – wie in diesem Fall – als Positiv-Meldungen verkaufen. wien.orf.at titelt: "Videoüberwachung mit beruhigender Wirkung“

Eine nette Schlagzeile, die so harmlos daherkommt, dass man sie leicht überlesen könnte. Was ein Fehler wäre: „Aggressive Patienten und Besucher sowie Übergriffe durch sie auf Personal des Wilhelminenspitals hatten so überhand genommen, dass im Vorjahr eine Videoüberwachung montiert wurde. (…) Ob Bespucken, Beschimpfen oder Würgen: Fast täglich kam es zu solchen und ähnlichen Vorfällen (…)“

Jetzt wird aber alles wieder gut. Dank Videoüberwachung und einiger anderer toller Maßnahmen: „Dazu gehört Infotainment, Bildschirme, wo ORF 2 läuft, alle 20 Minuten werden Verhaltensregeln eingeblendet in drei Sprachen, wie wir miteinander umgehen, das waren umfassende Deeskalationsschulungen für alle Berufsgruppen.“ Ob die Zwangsbeglückung mit dem roten Kanal ORF2 deeskalierend wirkt, wollen wir hier nicht weiter erörtern. Werden Armin Wolf und Barbara Karlich in den Spitälern auch in drei Sprachen gesendet? Und wenn ja, in welchen?  "Guten Morgen Österreich" auf Tschetschenisch, das hätt' was. Aber um die Uhrzeit...

Eine Stadt, in der man bestimmten Gruppen von Menschen, bei denen es sich vermutlich nicht um alteingesessene Josefstädter oder zugewanderte Oberösterreicher handelt, über Bildschirmen erklären muss, dass man seine Mitmenschen nicht würgt, bespuckt oder sonst wie malträtiert, zählt zweifellos zu den lebenswerten der Welt. Da können Tokio, Budapest, Seoul, Krakau oder Singapur natürlich nicht mithalten.

Auch andere Wiener Spitäler sollen diese Maßnahmen nun umsetzen. Für den ORF ist damit die Sache erledigt. Alles wird wieder gut. Da, wo der ORF in diesem Artikel zu berichten aufhört, fängt guter und kritischer Journalismus erst an. Dieser Onlineartikel wirft mehr Fragen auf, als er beantwortet. Da wären gute Recherche, Hintergrundinfos oder eine aussagekräftige Studie gefragt. Man könnte etwa betroffene Krankenschwestern und Ärzte befragen, Statistiken erstellen, welche Volksgruppen im Gewaltranking vorne liegen etc. Könnte man. Das interessiert zwar die ORF-Gebührenzahler, nicht aber den ORF. Die SPÖ sowieso nicht.

Sie haben ganz andere Prioritäten und Interessen. Was soll‘s, es werden ja nur brav arbeitende Menschen in den Krankenhäusern „fast täglich“ gewürgt und bespuckt. Da wirft man lieber der Bundesregierung „herzlose Politik" vor, weil Sebastian Kurz die Dinge, die in Wien so ablaufen, beim Namen genannt hat. Das ist etwas, womit ORF und SPÖ so gar nichts anfangen können.