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Kurt Ceipek (Online Mo, 14.01.2019, 00:53)
Schon wieder so ein böses Nazi-Lied
Link: https://ooe.orf.at/news/stories/2958450/

Seit der für ORF und Konsorten so erfolgreichen sogenannten Liederbuchaffäre in Wiener Neustadt vor den NÖ-Landtagswahlen kann man mit Zitaten aus Liedern gar nicht genug aufpassen. Jetzt hat ein seltsamer Herr namens Diesenreiter in Linz entdeckt, dass der Absolventenverband der Linzer Kepler-Universität dafür geworben hat, der einstigen Ausbildungsstätte verbunden zu bleiben und dem Alumniclub beizutreten.

Für diese Einladung in einem Inserat wurde die Textzeile verwendet „... so bleiben wir doch treu“.

Mehr hat es nicht gebraucht. Der seltsame Herr Diesenreiter, der sich selbst gerne als Künstler bezeichnet, hat daraufhin bei der Oberstaatsanwaltschaft Linz Anzeige wegen „Wiederbetätigung“ erstattet. Die fünf Worte „so bleiben wir doch treu“ kommen in einem Lied vor, das in Zeiten des Nationalsozialismus gesungen worden sein soll. Es wird zwar nicht viele geben, die sich daran erinnern können, aber den in linkslinken Anliegen kampferprobten Redakteuren von orf.at ist das einen großen aufgeregten Bericht wert.

Dabei war die Anzeige möglicherweise als humorvolle Kunstaktion gedacht, denn der Anzeiger Diesenreiter sagt über sich: „Ich bin als Künstler im weitesten Sinne in verschiedenen Sparten aktiv, sowohl aktionistisch und performativ als auch installativ.“ Was er mit seiner Anzeige bewiesen hat.

Möglicherweise sollte er sich auch als Kabarettist versuchen. Der ORF sucht und fördert solche Leute.

Der ORF hat das alles jedenfalls sehr ernst genommen und mächtig aufgeblasen. So lächerlich der Vorwurf ist, einige Worte aus einem uralten Lied, das möglicherweise von Nazis missbraucht wurde, könnten den Tatbestand der „Wiederbetätigung“ darstellen, so wahrscheinlich ist es, dass der ORF so lange wie möglich darauf herumreiten wird.

Man muss also noch vorsichtiger sein, was man öffentlich schreibt oder sagt. Einige Beispiele gefährlicher Wörter oder Sätze, die als „Wiederbetätigung“ gewertet werden könnten, weil sie auch im nämlichen Lied vorkommen: „Oft muß ich bitter weinen, daß du gestorben bist.“ Oder es wurden Worte gesungen wie „Mond“ und „Sonnenschein“. Da kann es den ORF-Wetterexperten schon blühen, ebenfalls wegen Wiederbetätigung vor den Kadi gezerrt zu werden.

Es wäre interessant zu sehen, ob der ORF auch darüber erregt berichten würde.

Noch eine kleine Information zur Abrundung des „Nazi-Skandals“ in der Linzer Kepler-Uni. Das Lied stammt von einem Herrn Max von Schenkendorf und wurde im Jahr 1814 geschrieben. Aber der Mann wird wohl einer der ersten Nazi-Liedtexter gewesen sein.