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Andreas Unterberger (ORF2 Do, 07.03.2019, 19:30)
Zeit im Bild

Wieder einmal eine Sendung komplett aus der Propagandaabteilung der SPÖ und des ja schon fast jede ORF-"Nachrichten"-Sendung dominierenden Kampffeminismus. An eigentlichen Nachrichten gab es hingegen fast gar nichts, außer einer schon am Vorabend auf deutschen Sendern berichteten Türkei-Story. Für sonstige Nachrichten – oder gar um etwas Neues zu hören – müsste man schon auf andere Sender ausweichen.

Als zweitwichtigste Meldung wagte man allen Ernstes in einem ausführlichen Beitrag die weit mehr als 24 Stunden alte Information zu bringen, dass der Wiener Bürgermeister vorhat, einem IS-Kämpfer aus Wien die Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Aber nicht nur diese Unaktualität hätte bei journalistischen Maßstäben dafür sorgen müssen, dass diese Meldung nicht in die ZIB kommt. Dafür hätte auch der Umstand zu sorgen gehabt, dass eine solche Aberkennung der Staatsbürgerschaft auch schon im Vorjahr erfolgt war, also nichts Neues wäre. Und vor allem: Eine solche Aberkennung ist auf Grund der Bundesgesetze sogar die selbstverständliche Pflicht der Stadtverwaltung  – freilich nur dann, wenn sie sicher weiß, dass der Typ noch eine zweite Staatsbürgerschaft hat. Aber das weiß niemand.

Warum aber wird dann aus einer solchen Nullmeldung eine ausführliche Spitzenmeldung gemacht? Wohl aus zwei Gründen: Erstens bekommt der Wiener Bürgermeister damit wieder einen von keinem kritischen Halbsatz gestörten Auftritt – der nächste Wiener Wahlkampf naht. Und zweitens wird ein ganz neuer SPÖ-Kampfauftrag erkenntlich: Es gilt, die massive Pro-Islam-Linie der SPÖ während der letzten Jahre aus dem Gedächtnis der Zuseher zu wischen. Im Geschichte-Umschreiben waren die Genossen ja schon immer stark. Wer erinnert sich schon noch an das aggressive Duell einer roten Stadträtin gegen den schwarzen Minister Sebastian Kurz zum Thema Islamisierung in den Schulen? Wer erinnert sich noch an den Pro-Immigrations-("Haltungs"-)Wahlkampf der Wiener SPÖ? Der ORF wird das alles sicher nicht mehr aus den Archiven holen.

Offenbar gilt es, jetzt statt der Bundesregierung die SPÖ zum obersten Kämpfer gegen Islam & Terror zu machen. Dabei muss man freilich auch noch verwischen, dass erst vor wenigen Tagen die "Kinderanwaltschaft" des gleichen Wiener Rathauses noch lautstark die ungehinderte Rückkehr anderer IS-Anhänger nach Wien gefordert hat. Die Kinderanwälte haben wohl noch nicht ganz die 180-Grad-Wendung der Partei mitbekommen. Und der ORF, der rechten Politikern rund um die Uhr uralte Interviewaussagen vorhält, wird auch diesen Widerspruch sicher nicht aufzeigen. 

Danach landet die Sendung voll im Genderismus. Es gilt offenbar, den Vorabend irgendeines der unzähligen – aber jedes Mal im ORF mehr als Weihnachten zelebrierten – Frauentage zu feiern. Spannend wird nur: Wie werden sie sich dann am eigentlichen Frauentag noch mehr steigern können, wenn sie schon am Vorabend so exzedieren?

Jedenfalls ist an diesem Vorabend die ultimative Sehervertreibungsaktion gelungen. Denn der ORF hat jetzt allen Ernstes die in den letzten Monaten eingeführte Bezeichnungsweise "Richter und Richterinnen und Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen", die jedes Mal schon genug lächerlich war, durch die noch viel lächerlichere, weil völlig unklare Formulierung "Richterinnen und Rechtsanwältinnen" ersetzt. Bitte nachhören, wers nicht glauben will.

Jetzt kennt sich natürlich überhaupt kein Zuseher mehr aus, ob es am Ende wirklich nur die Frauen waren, die da irgendetwas gegen die Regierung gesagt haben (etwas Positives würde ja sowieso in der ZIB nicht vorkommen). Nur juristische Insider wissen, dass bei den Rechtsanwälten nur Männer bei der Regierungsschelte aktiv waren. Ins Bild kommt natürlich aus dieser -innen-Menge nur eine Frau, die Richterpräsidentin. Und die darf einen glatten Unsinn über die geplante Sicherungshaft sagen. Hauptsache, es ist regierungskritisch. Dass genau dieser Unsinn schon Stunden vor der Sendung von der Regierung voll dementiert worden ist, wird natürlich nicht gebracht.

Blöd, wenn es dann sogar beim Wetterbericht wieder eine Frau ist, die den nächsten und zum Glück letzten Unsinn des Tages von sich gibt: Sie verlegt nämlich Laa an der Thaya ins Mostviertel. Offenbar gilt das Motto: Most oder Wein - beides ist fein (nur leider männlich ...). Und vor allem hilft es, solche Sendungen zu ertragen.