ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Unterberger (ORF 2 Di, 16.04.2019, 09:00)
ZIB

Gerade Kleinigkeiten zeigen, wie absurd die Hoffnung ist, den ORF noch zu einem halbwegs ausgewogenen Medium zu machen. In der Morgen-ZIB wird ein paar Minuten über die Tragödie von Notre-Dame berichtet, und dann über die internationalen Reaktionen. Bei diesen wird zwar der grüne Bundespräsident mit einem Satz zitiert, man erfährt etwas über die Solidarität der deutschen, der japanischen und der amerikanischen Regierung. Man erfährt aber nicht, dass - natürlich - genauso auch Mitglieder der österreichischen Regierung etwas zu Paris gesagt haben.

Gerade solche Beispiele zeigen, dass es beim ORF schon der letzte Hilfsredakteur in den Genen hat: Schwarz-Blau darf nie positiv, sondern immer nur negativ vorkommen. Solche Details sind natürlich nicht von oben angeordnet, sondern a priori absolute Selbstverständlichkeit für jeden ORF-Mitarbeiter. Sie können alle gar nicht mehr anders denken (oder genauer: meist denken sie gar nicht mehr, sondern handeln ganz automatisch so).

Im übrigen zeigte der Brand von Notre-Dame geradezu exemplarisch wieder einmal das Versagen des Gebührenfunks. Während auf zahllosen Nachrichtenkanälen (ohne Gebührenfinanzierung!!) praktisch rund um die Uhr die Bilder aus Paris samt oft erstaunlich guten Kommentaren gezeigt worden sind, begnügte sich der ORF damit, die Zeit-im-Bild-Sendungen um ein paar Minuten zu verlängern und zwei kurze Sondersendungen einzuschieben. Aber auch die verlängerte ZIB 2 war keineswegs ganz dem Brand gewidmet, sondern man wurde durch ein breites Interview mit dem allerübflüssigsten der EU-Kandidaten belästigt, mit Johannes Voggenhuber (wobei man freilich sagen muss, das ständig angewiderte Auftreten des Altgrünen ist alles andere als Wahlwerbung für ihn).

Das teure Schlachtschiff ORF ist nur dann imstande - oder willens - sich ganz und flächendeckend einem Thema zu widmen, wenn man das monatelang vorbereiten kann, und wenn es einem der linken Mainstream-Themen gilt, also etwa dem Frauenwahlrecht oder der Klimapanikmache. Spontanes Reagieren wäre journalistisch, und steht daher völlig außerhalb der Denkwelt des ORF. Selbst der Kulturmontag widmete nur 1,25 Minuten der Zerstörung eines der bedeutendsten Kulturwerke Europas. Dafür gab es nicht weniger als sechs Beiträge zwischen 6 und 12 Minuten mit lauter völlig uninteressanten Themen, die nur eine völlig abgehobene Mini-Kulturszene interessieren.