ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Unterberger (ORF 1 Fr, 10.05.2019, 19:30)
Zeit im Bild

Es hat eigentlich nur noch das Setzen schwarzer Fahnen gefehlt. So intensiv, so lang und so ausgiebig trauerte die ZIB um das Ende des Life-Balls. Mit einer Reihe Manipulationen und absurder Behauptungen.

Dazu gehört etwa der nassforsche Satz eines für die Trauerrede eigens in Studio gekommenen Kommentators (der angeblich ein Kultur(!)-Redakteur ist, was nebstbei zeigt, was der ORF unter Kultur versteht ...): Der Life-Ball habe ein "graues Nachkriegs-Österreich" in ein bunteres Land verwandelt!

Der Mann weiß offenbar nicht, dass diese schwachsinnige Phrase schon seit vielen Jahrzehnten von rotgrünen Propagandisten verwendet wird. Bei ihnen hat noch jede linke Aktion ein angeblich graues Österreich ins Bunte verwandelt. Einmal ist das Kreiskys Amtsantritt 1970, ein andermal die 68er Bewegung, dann wieder der Karl-Marx-Hof und das rote Wien der Zwischenkriegszeit.

Wie kann es da eigentlich 1993 - als man sich für den ersten Life-Ball auszog - noch grau gewesen sein?

Noch blöder die Behauptung, der Life-Ball habe - wörtlich - für "Aufregung in der ganzen Stadt" gesorgt. Die linke Bobo-Blase hält sich offenbar wirklich für die "ganze Stadt".  Der Mann - ich glaube er nennt sich Schneeberger - führt sogar einen Beweis dafür an: Es habe manchmal nicht einmal Eintrittskarten für den Life Ball gegeben. Na so etwas! Als ob das nicht Hunderte Mal im Jahr der Fall ist, dass in Wien Bälle, Opernabende, Musikvereins-Konzerte oder das Theater in der Josefstadt ausverkauft sind, obwohl noch viele Menschen Karten wollen.

Aber zugegeben: Linke Events wie der Life-Ball sind nur ganz selten ausverkauft. Das streng links agierende Volkstheater etwa ist ja oft nicht einmal zur Hälfte voll. Da muss man schon eine große ZIB-Begeisterung inszenieren, weil das offenbar beim Life-Ball ein paarmal der Fall gewesen ist.

Die verlogene ZIB-Berichterstattung zu dem Thema ergeht sich insbesodere auch in Orgasmen, wie viel Geld der Life Ball eingespielt hätte. 30 Millionen seien es gewesen! 

Das ist jedoch in Wahrheit ein lächerlicher Betrag. Alleine die Sternsinger von der Katholischen Jugend haben 48 Millionen eingesungen. Das allerdings in einem einzigen Jahr. Während der Life-Ball ein volles Vierteljahrhundert für die 30 Millionen gebraucht hat.

Freilich: Die Sternsinger rennen nicht halbnackt durchs Land und preisen auch keine Sexualpraktiken an. Daher sind sie für die ORF-Bobos wohl nicht bunt genug, sondern grau (trotz ihrer bunten Gewänder). Für sie gibt es nämlich nie einen minutenlangen Jubelsturm in der ZIB.

Und selbst diese 30 Millionen sind sehr zu hinterfragen. Was der ORF in seiner Ekstase natürlich nicht einmal andeutungsweise tut. Denn in Wahrheit kommt ein großer Teil davon aus öffentlichen Geldern und Sachleistungen (die man bei seriöser Kalkulation ja ebenfalls bewerten müsste), durch Unterstützung des Rathauses, durch die werbewirksame Breit-Berichterstattung im ORF und ähnlichen Medien. Alleine die Gratis-Zurverfügungstellung des Rathauses und zeitweise auch des Burgtheaters über all die Jahre ist viele Millionen wert.

Den Aids-Kranken wäre also eindeutig viel mehr geholfen, wenn die ORF-Begeisterung und das öffentliche Geld direkt der Forschung zugute gekommen wäre. Ganz abgesehen davon, dass die Bekämpfung von Krebs, Malaria und Hunderten anderen Krankheiten wohl genau den gleichen moralischen Anspruch auf eine so intensive Untersützung hätte wie die von Aids. Mindestens.

Die ZIB "brillierte" aber nicht nur zum Schwulen-Ball.

Köstlich war etwa auch die Bemühung der ORF-Mannschaft, zu verwischen, dass ein großes Konzert der SPÖ in Linz, über das berichtet wurde, nur sehr spärlichen Zulauf hatte (was - um einen weiteren Aspekt anzusprechen, den journalistische Berichterstattung angesprochen hätte - nicht nur mit der SPÖ-Krise, sondern zweifellos auch damit zu tun hat, dass die SPÖ-Hetze gegen Konzerne in der Voest-Stadt Linz vielen Zehntausenden sehr befremdlich vorkommen muss).

Ebenfalls manipulativ war die Berichterstattung über den Handelskrieg zwischen den USA und China. Diesem wird zwar auch viel Zeit gewidmet, aber nie wird genau gesagt, warum die USA da eigentlich kämpfen. Ist ja für den ORF nicht so wichtig, wenn man nur den täglichen Anti-Trump machen kann. Obwohl die USA in Wahrheit sehr gute Gründe haben.

Dafür darf der dazu ins Studio geholte Mann, der normalerweise als Redaktions- (oder genauer gesagt: Armin-Wolf-)Sprecher agiert, seine Probleme mit der deutschen Sprache demonstrieren, wenn er etwa die USA "am längeren Ast" sieht. Dabei könnte der Mann ja selbst bei einigem Nachdenken draufkommen, dass man auf dem (nicht: am) längeren Ast gar nicht gut sitzt. Ihm sind da halt zwei Sprach-Metapher durcheindergekommen: der "dickere Ast", und der "längere Hebel".

Aber zugegeben: Die deutsche Sprache ist nicht nur für diesen ORF-Mann ein gefährliches Glücksspiel. Wichtig ist dort ja ohnedies nur richtige Gesinnung ...