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Andreas Unterberger (ORF 2 Sa, 22.06.2019, 19:30)
Zeit im Bild 1

Eine typische ZiB mit vielen Ärgerlichkeiten.

Diese beginnen schon vor der Sendung: Ein ORF-Spot will einen Film über Kuba bewerben. Darin heißt es: „Der größte Gewinner der (kubanischen) Revolution ist die Natur.“ Logischer Schluss: Her mit der Revolution! Es ist ja so gut für die Natur, wenn viele Menschen außer Landes fliehen, wenn sie kein Geld haben, um Häuser zu errichten, um Straßen zu bauen, wenn sie viele Jahrzehnte, statt die Natur zu belasten, stundenlange Castro-Reden über die Segnungen des Marxismus anhören müssen, wenn die Wirtschaft völlig kollabiert ist! Für den ORF hat eine solche Revolution aber auch sonst offenbar nur Gewinner. Denn wenn die Natur der „größte“ Gewinner ist (also nicht nur „der einzige“), gibt es eindeutig noch etliche andere Gewinner. Und Verlierer einer sozialistischen Revolution darf es im ORF sowieso nicht geben.

Aber auch in der ZiB selbst wimmelt es nur so von anderen Ärgerlichkeiten:

Da gibt es etwa den täglichen Werbebeitrag für eine Linkspartei. Diesmal sind die Neos dran: Sie wollen das Glücksspiel viel strenger regulieren. Es ist zwar eigentlich seltsam für eine sich als „liberal“ ausgebende Partei, etwas verbieten und in sozialistischer Art reglementieren zu wollen. Aber dieser auffällige Widerspruch wird natürlich vom ORF nicht aufgezeigt. Genausowenig wie der Gebührensender auch nur ein Gegenargument zum Neos-Verlangen erwähnt. Etwa jenes, dass dann halt noch mehr Geld via Internet ins Ausland fließen wird, wenn hierzulande das Glücksspiel totreguliert wird. Aber wenn es um Werbung für eine Linkspartei geht, ist im ORF ja Kritik offensichtlich verboten. Nur sehr naive Menschen fragen sich, wann es zuletzt einen solchen völlig kritiklosen Beitrag auch über eine banale Initiative eines ÖVP- oder FPÖ-Abgeordneten gegeben hat.

Dann erfahren wir, dass das Justizministerium angeblich vier Jahre lang eine Causa verschlampt hat, sodass diese eingestellt werden musste. Es wurde keine Stellungnahme des Ministeriums gebracht, ob das überhaupt so stimmt. Und wir erfahren im ORF vor allem nicht, um welches Delikt es eigentlich gegangen ist. Denn dieses ist in Wahrheit ein absolut lächerliches: Es war ein „Strafantrag wegen übler Nachrede“, eine - vermutete - Beleidigung zweier Justizangehöriger. Eine solche Mini-Untat ist überhaupt nur deshalb ein Offizialdelikt, weil sie gegen Beamte gerichtet war. Die üble Nachrede war aber offensichtlich auch den zwei betroffenen Beamten so wenig wichtig, dass sie vier Jahre nicht gegen das Vergessen des Aktes protestiert haben. Sie hätten das Verfahren übrigens auch auf eigene Initiative vor einen Richter bringen können. Vielleicht taten sie es deshalb nicht, weil sie im konkreten Fall (Meinl-Bank) sehr seltsam agiert haben, weil sie keine öffentliche Verhandlung über ihr Verhalten wollten. Aber schon wieder wird ein Fall so dargestellt, als ob unter der letzten Regierung arge politische Korruption geherrscht hätte.

In Deutschland wird gegen einen Kohleabbau demonstriert, was laut ORF irgendwie im Zusammenhang mit der heiligen Greta steht. Die Greta-Jünger sind dabei freilich aggressiv geworden und haben etliche Polizisten verletzt. Womit sie eigentlich eindeutig als Extremisten zu bezeichnen wären. Der ORF bezeichnet sie aber voller Sympathie als „Aktivisten“. Man stelle sich als Gegenbeispiel vor, was im Linksfunk los wäre, hätten Identitäre auch nur einen Polizisten verletzt …

Ungut auch ein Bericht aus Israel: Da hat die „New York Times“ vor Wochen eine Anti-Israel- (und gleichzeitig auch Anti-Trump-)Karikatur abgedruckt, diese aber dann mit Bedauern zurückgezogen, weil man selbst erkannt hat, dass sie eindeutig antisemitisch ist. Und was tut der ORF? Er zeigt die Karikatur.

Zu schlechter Letzt wird über das nicht stattgefundene Fußballspiel einer Wiener Mannschaft gegen die Vatikan-Frauen berichtet. Dabei haben der Wiener Verein und die Spielerinnen einige arge politische Provokationen gesetzt (Pro-Abtreibung, Pro Schwulen-Bewegung), sodass die Gäste abtraten. Aber auch da gelingt es dem ORF, das so darzustellen, als ob die Spielerinnen aus Rom nur gezwungenermaßen abgetreten sind. Denn der ORF formuliert pikiert, dass diese Provokationen (die er natürlich nicht so nennt) das „Missfallen der männlichen vatikanischen Begleiter“ erregt hätten. Womit eindeutig transportiert wird: Die Vatikan-Frauen hätten ja eh kein Problem mit diesen Parolen, nur die bösen Männer lassen sie nicht. So hetzt man wieder einmal gegen die Kirche und erzeugt Fake-News, ohne irgendeinen Beweis zu haben.

Widerwärtig, aber ORF-typisch.

PS: Noch ärgerlicher wird die Sendung am Tag danach: Der von einer der Links-Illustrierten recherchefrei übernommene Bericht über einen angeblich rechtswidrig im Justizministerium liegengebliebenen Akt stellt sich als komplette Ente heraus. Denn die beiden angeblich in ihrer Ehre beleidigten Justiz-Beamten hatten die Zustimmung zur Anklage-Erhebung zurückgezogen gehabt, außerdem musste eine Entscheidung in einer anderen Causa (die für die beiden Beamten ebenfalls wenig erfreulich ausgegangen war) abgewartet werden. Wäre der ORF ein seriöser Sender mit Anstand, müsste er in einer der nächsten "Zeit im Bild"-Sendungen sagen: "Wir bedauern, dass wir im Zuge der Hetze gegen die letzte Regierung ohne eigene Recherche einen falschen Bericht mit Vorwürfen gegen das Justizministerium übernommen haben. Dieses hat in Wahrheit völlig rechtskonform gehandelt. Wir entschuldigen uns." Glaubt irgendjemand, dass sie das tun werden?