ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Kurt Ceipek (Ö1 Fr, 06.12.2019, 19:05)
#doublecheck

In der gleichermaßen umstrittenen wie berüchtigten Ö1-Sendung „#doublecheck“ ging es um den von ORF-Journalisten und anderen linken Schreibern besonders gehassten Begriff „Message Control“, der vor allem dem Bald-wieder-Kanzler Sebastian Kurz zugeschrieben wird. Der trachtete zu verhindern, dass hochrangige Vertreter von Regierungsparteien gegenüber sensationshungrigen Journalisten Unsinniges oder Missverständliches zum Besten geben, wie das früher häufig der Fall war. Da haben Regierungspolitiker oft Unsinnigkeiten in Mikrofone gefaselt, für die man sich als Zuhörer fremdschämen musste.

Dass es Sebastian Kurz sogar mit den üblicherweise in der Öffentlichkeit häufig verbal inkontonenten Grünen gelingt, dass auch die über die laufenden Verhandlungen lieber nicht zu viel Unsinn erzählen, schmeckt den ORF-Redakteuren gar nicht. Nachdem von den Koalitionsverhandlungen vernünftigerweise keine Details nach außen dringen, sind ORF und Konsorten auf Kaffeesudlesen und Geschichten konstruieren angewiesen. Irgendwie muss man Sendezeiten oder Zeitungsseiten ja füllen.

Dass die Grünen den ORF dermaßen hängen lassen wird ihnen dort verübelt. Immerhin hat die ORF wesentlich dazu beigetragen, die aus nachvollziehbaren Gründen aus dem Nationalrat katapultierte Partei wieder zu Leben zu erwecken. Motto der ORFler: Das geht doch nicht, dass unsere grünen Polit-Lieblinge überhaupt nichts verraten, womit wir Streit in die Regierungsverhandlungen säen könnten.

Eine knappe halbe Stunde lang demonstrierte der ORF dann in der Sendung doublecheck genau das, was Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher – die zu den Linksaußen der ohnehin mehr als linken Ö1-Redaktion zählen – kritisieren wollten: Wie Message Control in der Praxis funktioniert. Der ORF beherrscht das noch besser als die Türkisen. In der Sendung kamen fast ausschließlich Leute zu Wort, die genau das sagten, was die Sendungsmacher hören und den letzten Getreuen unter den Ö1-Hörern unterjubeln wollten.

Natürlich findet man für jeden gewünschten Sager den passenden Gesprächspartner. Manchmal muss der ORF offenbar lange danach suchen, denn gefunden hat man für eine zentrale Aussage nur einen jungen Grünen aus Tirol namens Dejan Lukovic. Der ist zwar nur Hinterbänkler im Innsbrucker Gemeinderat, war aber bereit, alle Ö1-Wünsche zu erfüllen und bekam deshalb seinen Auftritt.

Wenn's darum geht, die öffentliche Meinung zu einem Thema in die vom ORF gewünschte Richtung zu lenken, dann werden sogar Politik-Dinosaurier ausgegraben, wie Kurzzeit-Kanzler Christian Kern, der einstige Jetzt-Mandatar Alfred Noll oder Christoph Chorherr. Über den hätte der ORF nach dem Auffliegen seiner Affäre viel berichten können. Diese Nachrichten wurden aber im ORF peinlich kontrolliert und gefiltert. Es wurde nur gemeldet, was nicht zu verhindern war. Message Control in Reinkultur also, wie sie der ORF immer wieder praktiziert – und kritisiert, wenn das andere versuchen.

Was dem ORF und anderen Linksaußen-Medien Angst bereitet ist, dass sie das Monopol auf zu veröffentlichende Nachrichten verlieren. Oder schon verloren haben, weil beispielsweise Unternehmen sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Medien seriös über sie berichten, sondern via Internet direkt den Kontakt zu Interessenten suchen und finden. Wer kann es einem Unternehmen oder einem Politiker schon verübeln, wenn er in der Zeitung das lesen will, was er für wichtig und richtig hält. Positive Geschichten interessieren sensationslustige Journalisten nur in Ausnahmefällen. Nur schlechte Nachrichten sind gut.

Ganz am Ende der Sendung kommt sogar Sebastian Kurz zu Wort, mit dem Satz: „Gefährlich wird's dann, wenn der Unterschied zwischen veröffentlichter Meinung und öffentlicher Meinung zu groß wird, sich die Medien mit anderen Themen auseinander setzen, als für die Bevölkerung relevant ist“, darf er sagen. Ein Satz, bei dem ihm angesichts des ORF'schen Lückenjournalismus sogar viele Kurz-Kritiker Recht geben dürften.

Nicht aber die „#doublecheck“-Dame am Mikrofon, die das letzte Wort haben will. „Zu Ende gedacht heißt das, dass die Politiker entscheiden, was journalistisch relevant ist.“

Wer als Zuhörer das Fazit der Sendung ganz zu Ende denkt, kommt zur Erkenntnis, dass der ORF um sein Meinungsmonopol fürchtet. In den letzten Jahren hat der ORF stets versucht, mit konsequenter „Message Control“ Politik zu beeinflussen und zu machen, statt objektiv über Politik zu berichten. Die Zeiten dürften schon bald zu Ende sein. Das wäre den Gebührenzahlern und der Demokratie in Österreich jedenfalls zu wünschen.