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Niklas G. Salm (Online Mo, 20.01.2020, 17:32)
Der böse Kapitalismus, vor dem sich alle fürchten
Link: https://www.orf.at/stories/3151597

Das ist eine Meldung ganz nach dem Geschmack der Rundfunk-Kolchose vom Küniglberg: "Umfrage: Mehr Schaden als Gutes durch Kapitalismus". Da haben wir es - was schlaue Linke schon immer wussten, wird jetzt endlich durch eine Umfrage der US-Kommunikationsagentur Edelman bestätigt. Der Kapitalismus ist böse und die Mehrheit der Menschen fürchtet sich davor. In seiner derzeitigen Form würde das kapitalistische Wirtschaftssystem "mehr Schaden als Gutes in der Welt" anrichten - dieser Einschätzung stimmen laut Umfrage 56 Prozent der mehr als 34.000 Befragten aus 28 Ländern zu.

Und unter dem Zwischentitel "Wachsende Wahrnehmung sozialer Ungleichheit" geht es gleich mit sozialen Ängsten weiter und auch damit, dass die Menschen befürchten würden, dass die nationalen Regierungen den aktuellen Herausforderungen nicht gewachsen sind. Womit unterschwellig mitklingt: Dann schon lieber eine absolut fähige und als Troubleshooter bekannte EU oder noch besser gleich eine Weltregierung. Jedenfalls ist der Nationalstaat überholt.

Man könnte angesichts der suggestiven ORF-Aufmachung fast meinen, es habe sich um eine reine Kapitalismus-Umfrage gehandelt, doch das „Edelman Trust Barometer“, misst offenbar auf breiterer Basis das Vertrauen der Menschen in zentrale Institutionen. Nur haben eben die Staatsfunker ganz offensichtlich nur das herausgepickt und groß aufgeblasen, was gut in ihr linkes Weltbild passt. Nur als klitzekleinen Nebensatz findet man etwa auch den Hinweis, dass Misstrauen in die Medien ebenfalls als eine der großen Sorgen genannt wurde.

Ob der ORF weitere, linkspropagandistisch weniger gut verwertbare Erkenntnisse eventuell ganz verschwiegen hat, bleibt offen. Aber wer wird schon derart Böses über die besten Qualitätsjournalisten des Landes denken? Dennoch bleibt ein gewisser fader Beigeschmack. Auch, weil uns der ORF nicht verrät, wo überall die Ablehnung des Kapitalismus Mehrheitsmeinung ist. Wir lesen nur, dass die Skepsis in Thailand und Indien am größten sein soll. Gefolgt von Frankreich.

Wenigstens erfahren wir aber, wo das Vertrauen in den Kapitalismus noch überwiegt, nämlich in den USA, Japan, Südkorea, Australien, Kanada und Hongkong. Also in lauter schrecklichen Ländern, die der Hölle auf Erden gleichen und nicht so lebenswert wie Indien, Venezuela oder Nordkorea sind.

Aber im Ernst: Dass es ausgerechnet die offensichtlich am weitesten entwickelten und erfolgreichsten Länder sind, die weiter auf freie Märkte statt Planwirtschaft setzen wollen, die jetzt auch die EU mit ihrem "Green Deal" einzuführen gedenkt, ist dem ORF nicht einmal eine Randbemerkung wert. Da setzt er lieber auf plumpe Kapitalismus-Panikmache in den Schlagzeilen, statt sich zu einer differenzierten Betrachtung durchzuringen.

Man hätte dazu auch noch auf die Bemerkung des Studienleiters David Bersoff eingehen können, der meinte: "Die Menschen bezweifeln, dass die Welt, in der wir heute leben, optimal für eine gute Zukunft ist." Denn das könnte sich zum Beispiel auch auf fortschreitende Zentralisierungs- und Globalisierungstendenzen beziehen. Oder auf die stets zunehmende korporatistische Macht einiger weniger Großkonzerne im Dunstkreis der Politik. Oder gar auf offene Grenzen.

Man hätte aber auch noch erwähnen können, dass die Angst vor dem Kapitalismus, also vor freien Märkten, eigentlich unbegründet ist. Und dass viele rezente Fehlentwicklungen wie die Gelddruckorgien von EZB und anderen Notenbanken, Nullzinsen, gigantische Schuldenberge und Fehlallokationen keineswegs Schuld des Kapitalismus sind, sondern die logischen Folgen eines zutiefst sozialistischen ungedeckten Papiergeldsystems, das die Mehrheit nur fälschlicherweise für kapitalistisch hält, weil es ihr immer wieder eingetrichtert wird. Aber wollen wir einmal nicht zu viel vom Grünfunk erwarten.

Der ist hochzufrieden damit, seine Dauererzählung vom bösen Kapitalismus, sozialer Ungleichheit und den Segnungen des Sozialismus einmal mehr untermauert zu haben. Denn am meisten fürchtet sich wohl der ORF selbst vor Kapitalismus und freien Märkten, weil er unter solchen Bedingungen nicht sehr lange überleben dürfte...