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Werner Grotte (Radio Wien So, 26.01.2020, 13:30)
Radio-Wien-Nachmittagsprogramm

Und da sage noch einer, der ORF komme seinem Bildungsauftrag nicht nach: Seit zwei Wochen vernehmen Radio-Wien-Hörer am Sonntag Nachmittag jeweils zur halben Stunde „Nachrichten in einfacher Sprache und einfach erklärt“. Das hört sich dann zum Beispiel so an: „Heute finden im Burgenland Wahlen statt. Das Burgenland ist ein österreichisches Bundesland“. „Letzte Woche gab es Streit zwischen einer Lehrerin und dem Bildungsminister. Der Bildungsminister ist der oberste Chef aller Schulen.“ „In der U-Bahn U1 gab es diese Woche ein Problem. Eine Tür in einem Waggon war offen. Eine offene Tür in einem Waggon ist gefährlich, weil man hinausfallen kann.“ Und so weiter.

Eine Erklärung dazu gibt der ORF auf seiner Internet-Seite wien.orf.at: Es gehe um „leicht verständliche Nachrichtenmeldungen für Menschen, denen die ‚Nachrichtenwelt‘ zu kompliziert oder zu unverständlich erscheint.“ Das „zusätzliche Angebot für Kinder, Menschen mit Behinderung oder Lernschwierigkeit, ältere Menschen und auch Menschen mit geringen Deutschkenntnissen“ werde von einem kleinen Team der Radio-Wien-Nachrichtenredaktion produziert, heißt es weiter.

Sieht man sich die demographische Entwicklung Wiens an, findet man rasch die echte Erklärung: Wien quillt aufgrund völlig verantwortungsloser rot-grüner Einwanderungspolitik über vor Menschen mit „Migrationshintergrund“. Jene Schüler, die Deutsch als Muttersprache haben oder Deutsch daheim sprechen, sind in den Schulen der Stadt bereits eine Minderheit. Entsprechend mau sind auch die Ergebnisse bei den PISA-Tests, vor allem bei den Schülern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

Auch die Wirtschaft beklagt schon seit Jahren, dass man immer weniger Schulabgänger finde, die über ausreichend Bildung verfügen, um sie als Lehrlinge in den Betrieben brauchbar unterzubringen, selbst an den einfachsten Umgangsformen hapere es. Und auch eine in Österreich im vorigen Jahrhundert nahezu „ausgestorbene“ Bildungslücke, der Analphabetismus, ist wieder voll im Kommen. 

Ob man mit Nachrichten in Erste-Klasse-Volksschul-Deutsch allerdings das richtige Zielpublikum anvisiert, scheint fraglich: Eingewanderten Menschen unsere Sprache beizubringen, ist primär Aufgabe einschlägiger Schulen oder Kurse und vor allem Sache der Betroffenen selbst, sofern sie in unserem Land arbeiten und sich zurechtfinden wollen. Dazu brauchen sie aber keine Dodel-Nachrichten im öffentlich-rechtlichen Radio. Wen umgekehrt die Sprache seiner neuen Heimat nicht interessiert, für den gibt es über Kabel längst TV- und Radioprogramme aus der alten Heimat – solche Leute hören kein Radio Wien und leben mit Power-Türk-TV in ihren Parallel-Universen.

So gesehen erscheint das neue Angebot des ORF eher als Kniefall vor der allgemeinen Volksverblödung und Sprachverarmung (Genderei, Sms-Kürzel, Anglizismen, Piefkenismen), die dadurch nur gefördert werden. Wahrscheinlich ist das nur der erste Testballon, und in spätestens fünf Jahren finden sich nur noch "Nachrichten in einfachster Sprache" im Staatsfunk. In der "Zeit im Bild" wird im Hintergrund ein großer Setzkasten aufgestellt, mit dem Lou Lorenz-Dittlbacher die Schlagzeilen formuliert. Gemma Bildung!