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Niklas G. Salm (Online Mo, 27.01.2020, 16:38)
Wie der ORF ein Salvini-Desaster herbeiphantasiert
Link: https://www.orf.at/#/stories/3152367/

"Dämpfer für Salvini", "Sardinen jubeln", "Salvini räumt Niederlage ein" und "Niedergang der Lega hat begonnen". So lauten die hämischen, ja fast triumphierenden Titel bzw. Zwischentitel der ORF-Online-Story zu den beiden Regionalwahlen am gestrigen Sonntag in Italien. Doch was war passiert?

Die Lega von Matteo Salvini hat es in der seit 70 Jahren traditionell roten Region Emilia-Romagna knapp doch nicht geschafft, die dort schon ewig regierende Linke vom Thron zu stoßen. Wie in Italien bei Wahlen üblich trat ein Links- (mit den PD-Sozialisten an der Spitze) gegen ein Rechtsbündnis an (meist mit der Lega als stärkste Einzelpartei). In der Emilia-Romagna erreichte das Linksbündnis  51 Prozent der Stimmen, die rechten Herausforderer kamen auf 44 Prozent. Bei den Einzelpartei-Ergebnissen lag die sozialdemokratische PD mit 34 Prozent überhaupt nur ganz hauchdünn vor der Lega mit 32.

Daraus dichtet der ORF, übrigens im Gleichklang mit fast allen anderen linksgetakteten Mainstream-Medien, eine krachende Niederlage für Salvini, die auch die linke Regierung in Rom gerettet hätte. Interessant, denn in Wahrheit war es bloß ein Zittersieg für PD und Linke, die in den Umfragen lange mit Salvinis Kandidatin gleichauf lagen und die in den Jahrzehnten davor noch alle Wahlen in der Region klar gewonnen hatten. Quasi als Start-Ziel-Sieger.

Die Emilia-Romagna ist für die Linken in Italien nämlich so etwas wie Berlin-Kreuzberg, Wien-Neubau oder Barcelona. Eine, nein, DIE linke Hochburg überhaupt im Land. Und auch dort hat es Salvini spannend gemacht und ist am Ende dann nur knapp gescheitert. Das wäre so, als hätte die FPÖ plötzlich in Wien 44 Prozent geholt. Oder die AfD in Berlin. Daraus einen Dämpfer und eine Schlappe zu konstruieren braucht schon eine besondere Portion Qualitätsjournalismus.

Spannend ist diese angebliche Niederlage auch noch aus mehreren anderen Gründen. Erstens fand zeitgleich auch in Kalabrien eine Regionalwahl statt, wobei das Rechtsbündnis dort als klarer Sieger hervorging (mit 55 zu 30 Prozent). Das scheint aber keine so große Rolle zu spielen, weil es nicht zum Framing "Salvini ist der große Verlierer" passt. Zweitens ist der wahre klare Verlierer die 5-Sterne-Regierungspartei, die in der Emilia-Romagna von 27 auf 3,5 Prozent abgestürzt ist und auch im Kernland Kalabrien nur mehr auf 7 Prozent kam. Wo da eine Verschnaufpause für die Regierung aus linken Sternen und PD in Rom herkommen soll, können wohl nur die ORF-Experten erklären.

Drittens ist es auch noch spannend, wenn man sich nicht nur die beiden Wahlen vom Wochenende ansieht, sondern etwas länger zurückblickt. Davor hat Salvini nämlich gleich acht Regionalwahlen gewonnen, jetzt eine knapp nicht und dafür eine zweite zusammen mit Berlusconis Forza Italia sehr wohl auch. Macht neun Siege für Salvini und das Rechtsbündnis bei einer engen Niederlage in der roten Hochburg schlechthin. Daraus basteln ORF und Co. eine riesige Pleite für den italienischen Ex-Innenminister. Abenteuerlich!

Wie es auch gehen könnte, zeigt die NZZ - die schreibt: "Die Rechtspopulisten scheitern knapp am «roten Bologna» – die Regierung in Rom steht weiter unter Druck. Die italienische Linke kann ihre Hochburg Emilia-Romagna nur mit Mühe verteidigen." Klingt etwas anders als im Zwangsgebühren-Funk? Nun, vermutlich haben bei der Züricher NZZ auch schon Rechtspopulisten und Nazis das Ruder übernommen...