In Griechenland entscheidet sich womöglich das Schicksal der EU, sicherlich aber der Bestand vieler europäischen Regierungen, allen voran in Deutschland. Wahrscheinlich zigtausende Migranten, höchstwahrscheinlich alle ohne Anspruch auf Asyl, bestürmen die griechische Grenze. Ein Kind ertrinkt, nachdem – angeblich – die Migranten selbst ihr Schlauchboot versenkt haben, um von der Küstenwache gerettet zu werden. Ebenso gibt es – angeblich – bereits einen Toten; erschossen von griechischen Grenzpolizisten.
Diese Meldungen sucht man allerdings vergeblich auf orf.at. Hier bekommt Gerry Keszler die höchste Aufmerksamkeit, der den Finanzminister peinlicherweise einen "Knackarsch" nannte.
Der Grund für das auffällige Schweigen des ORF zur Migrationskrise liegt auf der Hand. Selbst dem langsamsten Journalisten ist inzwischen klar, dass die Grünen mit dem Migrationsthema keinen Blumentopf gewinnen. In echten Krisenzeiten sind Wohlfühlthemen wie Klimawandel oder Gendersternchen eben kein Thema mehr. Weil der ORF aber die Grünen nicht einfach fragen will, wie das denn jetzt mit der Willkommenskultur und offenen Grenzen für alle wirklich gemeint war, berichtet man lieber gar nicht darüber.
Stattdessen wird lang und breit geschildert, wie sich die österreichische Regierung mit grüner Beteiligung als großzügige Spender für Griechenland und Syrien geriert. Als ob österreichische Zahlungen in einstelliger Millionenhöhe irgendeinen Einfluß auf die einsetzenden Völkerwanderungen haben könnten. Die harten Fakten der aktuellen Situation werden tunlichst verschwiegen.
Schließlich besteht im ORF weiterhin die Hoffnung, dass die EU sich irgendwie mit der Türkei einigt und dass dann das häßliche Migrationsthema endlich von der politischen Landkarte verschwindet. Dann kann man sich auch im ORF wieder den grünen Wohlfühlthemen zuwenden, etwa einer Fußgängerzone in der Landstraßer Hauptstrasse samt Umwandlung der Buslinie 74A in eine Straßenbahn. Denn das ist wirklich eine Sache, die die Österreicher brennend interessiert.