Thüringen. Jenes Bundesland im Osten Deutschlands, in dem vor wenigen Wochen ein Liberaldemokrat der FDP von den gewählten Abgeordneten des Landtages zum Ministerpräsidenten gewählt worden ist. Was unmittelbar danach geschah, ist schwer zu erklären oder würde den Raum hier sprengen. Kurz gesagt, das mediale- und politische Deutschland hat hyperventiliert.
Das dabei am häufigsten gebrauchte Wort war wohl der „Tabubruch“ oder auch "Dammbruch". Dieser bestand wohl, nach allegmeiner Beurteilung, darin, dass die vielfach als 'rechtsextrem' eingestufte AfD den FDP-Mann mitgewählt hat. Und besonders Thüringen steht betreffend der AfD im öffentlichen Fokus, weil hier ein gewisser Björn Höcke als Landeschef fungiert und sich dieser der Öffentlichkeit durch seine "völkische Sprache" (Benedict Neff, NZZ) ziemlich eindeutig rechts außen des politischen Spektrums positioniert.
Und natürlich, wo eine "rechtsextreme Machtübernahme" droht - auch wenn sie bloß ein Hirngespinst einiger Medien bzw. Journalisten ist - da ist natürlich die ZiB2 und Armin Wolf nicht weit, so ein Thema kann man immer gut gebrauchen. Als ausgewiesenen Experten in Punkto Objektivität, wurde Hans-Ulrich Jörges zum Interview geladen und man staunte nicht schlecht: Armin Wolf stellte eine Frage (1) und Jörges lieferte eine ausgedehnte (im Inhalt vorhersehbare) Antwort. Danach war das Interview, ohne eine weitere Frage oder auch nur eine - bei Wolf an sich so beliebte - Zwischenfrage beendet. Der Deutsche Jörges hat, quasi in Vertretung seiner journalistenkollegen, exakt das gesagt, was Wolf und die ORF-Regie zu dem Thema hören wollten.
Gestern wurde - dem Wunsch der veröffentlichten, deutschen Meinung entsprechend - ein gewisser Bodo Ramelow von der 'LINKEN' neuerlich zum Ministerpräsidenten gewählt. Ramelow ist noch der LINKEN-Vorgängerpartei, der 'PDS', beigetreten und diese wiederum war die direkte Nachfolgepartei der kommunistischen DDR-Einheitspartei 'SED'.
Jetzt ist es also wieder so, wie es offenbar sein muß: der Kandidat einer pro-kommunistischen Partei, ist nun (wieder) Ministerpräsident von Thüringen. Alles wieder in Ordnung im medialen Deutschland 2020.
Ein ganz wenig stört da bloß eine Parteiveranstaltung der 'LINKEN', vor wenigen Tagen, auf welcher eine Teilnehmerin Folgendes von sich gegeben hat: „Energiewende ist auch nötig nach einer Revolution. Und auch wenn wir das eine Prozent der Reichen erschossen haben, ist es immer noch so, dass wir heizen wollen."
Jetzt kann man natürlich der Meinung sein, dass eine solche Aussage unfassbar ist, noch dazu auf einer Parteiveranstaltung jener Partei, die nun wieder den Ministerpräsidenten stellt, noch dazu in Anwesenweit des Parteichefs der LINKEN, noch dazu in Deutschland. Aber wer die Kommunisten bzw die 'LINKE' und ihre Ziele kennt (kurzer Blick in die Geschichtsbücher genügt), für den bleibt es zwar unfassbar, ist es aber keine Überraschung. Höchstens überrascht es, dass dies öffentlich geäussert wird.
Apropos anwesender Parteichef der Linken, dieser hat bei dem Satz, die Reichen zu erschießen, bloß geschmunzelt (Videos davon kursieren zuhauf) und anschließend gemeint: „Ich wollt‘ noch sagen, wir erschießen sie nicht, wir setzen sie schon für nützliche Arbeit ein.“ Nützliche Arbeit.... wo hat man das schon einmal gehört, ach ja, bei den Nazis.
Wirklich unfassbar, in mehrfacher Hinsicht. Empörung darüber herrscht aber erwartungsgemäß in Deutschland nur in dezidiert bürgerlichen Medien, die anderen berichten maximal unaufgeregt darüber. Was für ein Vergleich zum Affenzirkus von vor vier Wochen! Sogar die CDU-Chefin ist nach der Empörungswelle von Thüringen zurückgetreten.
Ein namhafter SPD-Jungpolitiker hat übrigens gestern noch einmal die Absicht der SPD bekräftigt, nach der nächsten deutschen Bundestagswahl mit der 'LINKEN' eine Bundesregierung bilden zu wollen. Ja warum auch nicht? Bloß wegen des "einen Prozent Reichen"...!?
Offene Erschießungs- und Zwangsarbeitphantasien sind also, wie man sieht, in Deutschland kein 'Tabubruch' oder 'Dammbruch', solange sie von Linken geäussert werden. Diese Einsicht tut förmlich weh.
Und folgerichtig war die Wahl des (ehemaligen?) Kommunisten Ramelow zum neuen Ministerpräsidenten auch der ZiB2 und Armin Wolf keine Sekunde Sendezeit wert.