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Aron Sperber (Online Sa, 28.03.2020, 11:47)
Infizierter Arzt: Patient negativ getestet
Link: https://wien.orf.at/stories/3041377/

In Friedenszeiten vergaß der ORF nie, Verbrecher nur im Konjunktiv anzuführen, selbst wenn die mutmaßlichen Täter mit dem Messer in der Hand erwischt worden waren. In Corona-Zeiten wird der ORF hingegen zum Kriegssender, der mit Vorverurteilungen nicht lange fackelt.

In Wien ist ein Lungenfacharzt von einem Patienten mit dem Coronavirus infiziert worden. Der junge Mann ist vor zwölf Tagen mit verdächtigen Symptomen in die Ordination gekommen, hat dort aber felsenfest und mehrfach behauptet, tags zuvor negativ auf das Coronavirus getestet worden zu sein. Eine Lüge, wie Recherchen des Arztes ergeben haben. Dem Patienten drohen Haft und hohe Strafen.

(Ö1, am 25.03.2020)

Dabei hatte der junge Verbrecher-Patient noch Glück. Hätte er etwas mit der FPÖ zu tun gehabt wie der steirische Landtagsabgeordnete, der mit drei Freunden und einer Pizza eine „Corona-Party“ feierte, wäre er wohl sogar mit Klarnamen an den ORF-Pranger gestellt worden.

Als Corona-Verbrecher-Jäger bedient sich der ORF einer journalistischen Technik, die er in Friedenszeiten bereits bei Asyl-Stories genützt hatte. Von Geflüchteten erzählte Geschichten wurden wie die Geschichte des mutwillig angesteckten Lungenarztes ohne eigene Recherchen vertrauensselig geglaubt und 1:1 wiedergegeben, zumal sie ja stets einer guten Sache dienten.

Jener Mann, der einen Lungenarzt in Wien mit dem Coronavirus angesteckt haben soll, ist negativ auf SARS-CoV-2 getestet worden. Zuvor war im Raum gestanden, der Betroffene habe eine Covid-Erkrankung vorsätzlich verheimlicht.

(ORF, am 28.03.2020)