ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


K. M. Kreiff (ORF 2 Sa, 18.04.2020, 19:30)
Zeit im Bild 2

„So machen wir das weiter“ sagte ZiB-1-Moderator Johannes Marlovits zum Abschluss der ORF-Hauptnachrichtensendung. Im Hinblick auf die Qualitätsmängel vieler ORF-Sendungen, vor allem bei Nachrichten und politischen Magazinen, kann man das als gefährliche Drohung sehen.

Das Wort Nachrichten wird oft zum Begriff „üble“ Nachrede pervertiert, da objektive Informationen völlig unnötig mit persönlichen Anmerkungen oder – noch schlimmer – Bewertungen des Sprechers oder verantwortlichen Redakteurs verändert und oft ins Gegenteil verkehrt werden. Offensichtlich hält der ORF seine Kunden für unmündig und/oder zu blöd, sich seine eigene Meinung zu bilden. Viele Zwangskunden empfinden diese Präpotenz als Verhöhnung. Schließlich ist fast jeder Österreicher durch seine Pflichtmitgliedschaft zur Finanzierung eines Privilegienstadels verdammt. Wirklich ärgerlich! Aber aus ORF-Sicht ist klar: „SO MACHEN WIR DAS WEITER.“

Allen Verantwortlichen und selbsternannten Experten des ORF wäre dringend zu empfehlen, sich 1000 mal das jüngste Interview des US-Nachrichtensenders CNN mit „chancellor“ Sebastian Kurz anzusehen, anzuhören und nach Möglichkeit auswendig zu lernen. Dies als Projektstart: „Wie ist ein Interview fair und dennoch interessant zu gestalten“. Das Interview ist dankenswerterweise auch auf ORF.at zu finden.

Vom CNN-Moderator lernt man, wie man Fragen so stellt, dass das Interesse der Zuseher geweckt und zufriedengestellt wird. Beginnend mit einer kurzen Analyse, wie kam es zur derzeitigen Situation und was wurde regierungsseitig im Interesse der Bevölkerung unternommen? Wo steht Österreich zur Zeit? Was plant man für den „Lockerungsvorgang“ in naher Zukunft unter Berücksichtigung organisatorischer, gesundheitspolitischer, wirtschaftlicher, sozialer und erziehungsrelevanter sowie familiärer Aspekte?

All diese Fragen werden kurz und präzise gestellt. Der Befragte darf ohne jede Unterbrechung aussprechen (im Gegensatz zu manchen ORF-Interviewern, die solche Verhöre oft als persönliche Show inszenieren, mehr reden als der Interviewte und besonders gerne ins Wort fallen). Der CNN-Interviewer enthält sich jeglichen Kommentares – auch körpersprachlich und vom Gesichtsausdruck her – und
vermittelt dadurch nicht nur die eigene Qualität sondern erhöht auch jene der Gesamtsendung.

Der ORF verwechselt bei missliebigen Personen aus Politik und Wirtschaft das Wort „Interview“ (übersetzt „Befragung), mit dem Begriff „Interrogation“ (VERHÖR). Man kann daher nur empfehlen, dass man aus der ORF-Bibliothek einmal ein Englisch-Wörterbuch zu Rate zieht. 

Positiv zu bewerten sind Sendungen des ORF nur dann, wenn – was leider nur selten der Fall ist – halbwegs objektiv ausgewählte wirkliche Experten ungestört und nicht ständig unterbrochen und vom Moderator belehrt zu Wort kommen. 

Ein Monopolist ohne finanzielle Sorgen und dadurch nicht dem Wettbewerb ausgesetzt, noch dazu von maßgeblichen Politikern gehätschelt, ist kurz-und mittelfristig unantastbar, langfristig jedoch nicht überlebensfähig. So gesehen ist der letzte Satz aus der ZiB „So machen wir das weiter“ als Wunschtraum von ORF-Mitarbeitern menschlich verständlich.