HC Strache hat sich wirklich hinlänglich selbst disqualifiziert - keine Frage. Ibiza, Rücktritt vom Rücktritt binnen weniger Monate, DAÖ-Comeback als Ich-AG, Schuldzuweisungen an alle anderen. Was soll man sagen? Aber was jetzt gerade wieder medial als Skandal inszeniert wird, das ist an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Und der ORF mischt erneut brav mit.
Wir zitieren aus der neuesten Strache-Skandalberichterstattung bezüglich irgendwelcher Chat-Protokolle auf orf.at: "Konkret geht es laut den Protokollen um eine Diskussion über eine mögliche Postenvergabe an die ehemalige FPÖ-EU-Abgeordnete Barbara Kappel, die die FPÖ nicht mehr ins Europaparlament entsenden wollte – gekommen war es zu den besprochenen möglichen Besetzungen aber nie." Also es geht um etwas, worüber zwei Politiker unter vier Augen diskutiert haben, das dann aber nie umgesetzt wurde.
Spätestens an dieser Stelle würde die Berichterstattung enden, wenn es um linke Politiker ginge. Besser gesagt, an dieser Stelle hätte sie eigentlich gar nie begonnen. Denn, um der Wahrheit die Ehre zu geben: Eigentlich ist gar nichts passiert. Irgendwer hat mit irgendwem irgendwas diskutiert. Mehr war offenbar nicht.
Doch der ORF sieht da offenbar viel mehr Empörungspotenzial, deshalb zitieren wir weiter: "Mitte Februar schrieb Vilimsky laut den Protokollen an Strache: „Johannes (Ex-FPÖ-Abg. Hübner, Anm.) hat herausgefunden, dass sie Aufsichtsrat in ÖMV, Verbund und ÖBAG gerne hätte. Das würde ihr reichen. Und eventuell mittelfristig Nachfolger Kolm (als Vizepräsidentin der Oesterreichischen Nationalbank, Anm.), falls diese wechselt. ÖMV und Verbund haben wir schon geeignete Besetzungen? Damit könnten wir sie jetzt mal ruhigstellen.“ Strache soll geantwortet haben: „Aber sicher nicht in allen drei AR (Aufsichtsräten, Anm.)“."
Aha - was für Verbrecher diese Blauen! Deshalb poltern die braven Küniglberg-Komsomolzen, die noch nie in ihrem Leben auch nur einen bösen Gedanken hatten, weiter: "Und auf Vilimskys angeblichen Einwand, Kappel wolle aber in alle drei Aufsichtsräte, soll Strache geantwortet haben: „Da kommen top loyale Leute hinein… Wir haben pro Bereich nur 2 AR… Die besetze ich sicher nicht mit ihr!“"
Was für ein Wahnsinn! Wir resümieren: Eine Ex-Politikerin wurde aus welchen Gründen auch immer von ihrer Partei nicht mehr aufgestellt und soll jetzt mit anderen Posten ruhiggestellt werden. Was sie fordert, wird vom Parteiobmann als zu viel abgelehnt. Herausgekommen ist am Ende gar nichts, keiner der besprochenen Posten wurde je vergeben.
Warum ist das eigentlich trotzdem eine lange Berichterstattung wert? Weil es absolut unvorstellbar ist, dass Vertreter von SPÖ, GrünInnen oder auch ÖVP jemals solche Gespräche führen würden! Ja wirklich, in diesen edlen Parteien werden keine braven Parteisoldaten jemals mit irgendwas versorgt. Völlig undenkbar sowas. Das gibt es nur bei den Blauen, die dann auch noch die Frechheit haben, das Besprochene nicht umzusetzen. Unerhört!
Brigitte Ederer und Sonja Wehsely waren schließlich topqualifiziert für Posten beim Technikkonzern Siemens, bei dem das rote Wien niemals zuvor größere Aufträge platziert hat. Niemals! Und Eva Glawischnig von den GrünInnen war immer topqualifiziert für einen Posten beim Glücksspielkonzern Novomatic, den sie zuvor als Politikerin jahrelang intensiv bekämpft hat. Wer etwas anderes behauptet, ist ein dreckiger Nazi! Der ORF hat in diesen Fällen völlig zurecht nie ein böses Wort verloren. Und dann erst der neue Posten für Frau Brauner als „Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsorge und Kommunalwirtschaft“ – absolut gerechtfertigt. Also da im Vergleich dazu die Blauen, die so dumm sind, das nicht mal durchzuziehen, was sie da besprochen haben. Ja wirklich, eine Frechheit!
Erinnert irgendwie stark an Ibiza, wo allerhand Grausliches in wodka-seliger Atmosphäre besprochen wurde, was dann allerdings ebenfalls nie umgesetzt wurde. Zum Glück haben ORF und Co. auch das immer hart verfolgt und die wirklich Fähigen auf ihren wohlverdienten Posten in Ruhe gelassen. Egal was sie dort auch tun, es könnte nie so schlimm sein, wie das, was die FPÖ irgendwo chattet. Danke!
