ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Andreas Unterberger (ORF2 Mo, 08.06.2020, 22:00)
Zeit im Bild 2

Parteifernsehen in Reinkultur, und mehreren Etappen:

Wahlkampfauftakt der Wiener SPÖ. Michael Ludwig darf ungehindert den Uralt-Schmäh aufsagen, dass er keine Gegner kenne, sondern nur Mitbewerber. Worauf der skandalöse ORF-O-Ton: "Für die Auseinandersetzung sorgen schon andere." Womit wieder der ÖVP-Innenminister angepinkelt wird, weil dieser Wien mehrmals gemahnt hat, das Corona-Containment ernster zu nehmen. Wobei das gebührenkassierende SPÖ-Fernsehen - natürlich - verschweigt, dass der Minister jeden Tag mehr Grund für seine Mahnung hätte, weil nämlich inzwischen schon drei Viertel aller österreichischen Neuinfektionen in Wien statfinden. Die ÖVP darf hingegen in Bezug auf Wien ebenso wie die FPÖ nur als bösartige und scheinbar grundlose Intrigantin auftreten.

Neuerlich werden in offensichtlichem Bruch der Amtsverschwiegenheit - was natürlich vom ORF als Profiteur nie thematisiert wird - aus den Akten der Staatsanwaltschaft an den ORF gelangte private Aufzeichnungen eines Novomatic-Geschäftsführers in Bild und Ton gezeigt. Dabei bleibt freilich völlig unklar, wo eigentlich das furchtbare Verbrechen liegen soll, wenn aufgedeckt wird, dass eine Glücksspielfirma eine Glücksspiellizenz haben will.

Statt auch nur einen der Skandale der Gemeinde Wien jemals zu erwähnen, wird allen Ernstes eine pointierte Meldung dazu gemacht, dass ein Tiroler ÖVP-Politiker im Gespräch zu einer grünen Politikerin über eine andere grüne Aktivistin "Widerwärtiges Luder" gesagt hat. Wenn jeder ORF-Journalist vom Bildschirm verschwände, der in Vieraugengesprächen über Dritte verächtlich geschimpft hat, dann müsste sich die SPÖ eine komplett neue Redaktion suchen ...