Heinz-Christian Strache stellt seine Kandidaten für die Wiener Landtagswahl am Kahlenberg vor. Die ZiB1 berichtet, der Beitrag wird mit „Strache präsentiert Team“ angekündigt.
Wer glaubt, in dem Beitrag gehe es um die Kandidaten, der täuscht sich. Da erfährt der Zuseher die brandaktuelle Information, dass Strache über den Ibiza-Skandal gestolpert sei und jetzt ein Verfahren gegen ihn laufe.
Auch die Frage nach dem Wohnsitz wird zum x-ten Mal aufgewärmt. Vom Team, von den Kandidaten erfährt man hingegen nichts, drei von ihnen huschen kurz durchs Bild. Aus. Zum Abschluss des Beitrags - die Präsentation ist offenbar vorbei, Strache steht mit dem Rücken zum ORF-Kamerateam und hat sein Sakko ausgezogen - zeigt die ZiB1 in Großaufnahme mehrere Sekunden lang das völlig nassgeschwitzte Hemd Straches. Dazu die höhnische Bemerkung: Vom Kahlenberg sei es näher nach Klosterneuburg als in die Wiener Innenstadt.
Als gebührenzahlender ZiB-Konsument hätte mich tatsächlich interessiert, wer da für die Strache-Partei antritt, was das für Menschen sind. Das mit der Ibiza-Affäre und der Wohnsitz-Geschichte hatte ich ohnehin schon irgendwann, irgendwo gehört. Auch 99,9 Prozent aller Österreicher, die sich auch nur am Rande für Innenpolitik interessieren, können den Ibiza-Skandal mittlerweile im Schlaf erzählen.
So wie die meisten anderen Menschen schaue ich mir Nachrichtensendungen vor allem deshalb an, um etwas Neues zu erfahren. Die einzig Neuigkeit in diesem ZiB1-Beitrag war für mich, dass H.C. Strache bei hohen Temperaturen schwitzt. Danke ORF. Informationsauftrag erfüllt.
Ja, Strache ist ein umstrittener, ein gefallener Politiker, man kann auch von seinem politischen Comeback-Versuch halten, was man möchte. Aber darum geht es nicht. So wie vor dem Gesetz alle Menschen gleich sein sollten, sollte auch ein halbwegs seriöses Medium alle Menschen gleich behandeln, sich immer an dieselben Regeln halten.
Für den ORF ist Strache offenbar nur noch ein politischer Fußabtreter, ein Spucknapf, eine Witzfigur, über die man sich in Dauerschleife lustig macht. Hat der ORF jemals die verschwitzten Achseln einer Eva Blimlinger sekundenlang in Großaufnahme gezeigt? (Und jetzt schnell dieses Bild aus dem Kopf scheuchen). Natürlich nicht.
Bei Herrn Strache unterschreitet der ORF seine ohnehin schon sehr niedrigen journalistischen Standards noch einmal deutlich. Die ORFler brauchen dieses journalistische Nachtreten, diese demonstrative Menschenverachtung offenbar, um sich und ihresgleichen moralisch aufwerten und erhöhen zu können.
