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Kurt Ceipek (orf2 Mi, 09.09.2020, 22:00)
Zeit im Bild 2

„Sie haben gründliche Arbeit geleistet – wer auch immer es war“, leitete der ORF-Berichterstatter seinen Bericht über die Vernichtung des Mega-Flüchtlingslagers auf der geplagten Insel Lesbos ein. Damit wollte er den Eindruck erwecken, es wäre vielleicht doch keine Brandstiftung durch kriminelle Insassen des Lagers gewesen. Die wollen offensichtlich mit der Vernichtung des Lagers Europa dazu erpressen, möglichst alle Flüchtlinge aufzunehmen. Mittlerweile weiß man, dass die Lagerbewohner sogar Löschversuche durch die Feuerwehr verhindert haben und weiterhin die Reste des Lagers vernichten.

Außenminister Alexander Schallenberg wagte sich trotz der zu erwartenden Untergriffe in die Höhle des Armin Wolf. Die klare Botschaft des Ministers: Österreich werden den Brandopfern vor Ort helfen, aber keine weiteren Flüchtlinge ins Land lassen.

Dass Österreich helfen wird, muss Armin Wolf überhört haben. „Aber Herr Außenminister, nichts zu tun ist ja offensichtlich auch nicht die Lösung des Problems“, meinte er belehrend. Den Einwand des Außenministers, dass die Öffnung der Grenzen eine weitere Fluchtwelle wie 2015 auslösen würde, beantwortete Wolf in gewohnter Manier. Es gebe doch keinen Beweis dafür, dass die Öffnung der Grenzen weitere Flüchtlingsmassen anlocken würde.

Schallenberg in bewundernswerter Ruhe: „In dem Moment, wo sie sehen, dass die Türe einen Spalt offen ist, begeben sich viele wieder auf den lebensgefährlichen Weg.“ Das sei eine Sache des Hausverstandes. Worauf Wolf Begriffe wie „zynische Haltung“ oder „absolut menschenunwürdig“ vom Stapel ließ.

Dass nur eine Minderheit in Europa dafür eintrete, die Grenzen zu öffnen wie 2015, weil dann neue Legionen von Migranten nach Europa strömen würden, interessierte Wolf auch nicht. Schallenberg: Österreichs Position sei aus der bitteren Erfahrung in den Jahren 2015 und 2016 entstanden. „Wenn wir morgen wieder die Politik machten, die wir damals gemacht haben, die Schranken öffnen, dann haben wir sicher wieder in kürzester Zeit über 10.000 Menschen an unseren Grenzen in Spielfeld. Das ist die Realität.“

Worauf Wolf das Gespräch abrupt beendete.

Zum Abschluss der ZiB2 gab es einen Bericht über die bevorstehende Premiere des Theaterstücks „Gott“ in Berlin, in dem es um die Diskussion über Beihilfe zum Selbstmord geht. Am Schluss des Stückes von Star-Autor Ferdinand von Schirach wird das Publikum über Leben oder Tod abstimmen. Diese Abstimmung habe den Vorteil, dass das Publikum intensiver zuhöre, erläuterte Schirach.

Das brachte Armin Wolf auf die Idee, das Publikum seiner Sendung über die ZiB2 abstimmen zu lassen. „Vielleicht passen Sie dann noch besser auf.“

Ein interessanter Vorschlag. Eine Abstimmung nach dem Schallenberg-Interview, ob Österreich seine Grenzen für Migranten wieder öffnen soll, um eine neue Völkerwanderung in Marsch zu setzen, würde ziemlich sicher ein interessantes Ergebnis bescheren. Ob das Ergebnis Wolf gefallen würde, steht auf einem anderen Blatt.