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Werner Grotte (Radio Wien Mi, 16.02.2022, 19:30)
Nachrichten in einfacher Sprache

Nun gibt es sie auch schon unter der Woche, die seit 2020 bisher schon an Sonntagen zu den jeweils halben Stunden gesendeten „Nachrichten in einfacher Sprache“ auf den ORF-Regionalradios. Zielgruppe sind angeblich „Menschen mit Lernbehinderungen oder schlechten Deutschkenntnissen“. In einer Aussendung definiert der ORF diese Gruppe deutlicher: „Gut eine Million Menschen, die Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben haben – auch Menschen, die Deutsch lernen, Kinder und ältere Personen.“

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum offensichtlich bildungsferne Menschen, mutmaßlich mit „Migrationshintergrund“, ausgerechnet die „Nachrichten in einfacher Sprache“ dazu nutzen sollten, sich plötzlich zu bilden. Umgekehrt werden jene, die gar kein Interesse haben, Deutsch zu lernen, kaum von „Powerturk“, "Haber HD" oder „Al Jazeera“ plötzlich auf den ORF umsteigen. Jene, die unsere Sprache lernen wollen, nutzen wiederum ganz sicher andere Quellen, um sich einen möglichst soliden Wortschatz zuzulegen, damit sie auch Nachrichten und Unterhaltungen in weniger einfacher Sprache folgen können.

Viel wahrscheinlicher erscheint daher die These, dass der ORF hier eigentlich auf die zunehmend katastrophalen Deutsch-Kenntnisse von immer mehr Schulabgängern reagiert, die Opfer des immer mehr an Niveau verlierenden österreichischen Schulsystems werden. Wie soll auch jemand richtiges Deutsch lernen, wenn die meisten Schulen in ihren Leitbildern Gendern und "politische Korrektheit" als oberste Maxime vorgeben? Auf den vom linken Zeit(un)geist unterwanderten Unis als Horte der Wissenschaften ist Gendern sogar Pflicht – auch wenn es der deutschen Rechtschreibung nach wie vor nicht entspricht.

Der ORF mit seinem „Bildungsauftrag“ hat keinen kleinen Anteil an dieser Miss-Bildung, verordnet er doch seinen Sprechern und Interview-Opfern schon seit Jahren penetrantes Gendern bis hin zur völligen Unverständlichkeit mancher Sätze. Wenn etwa ein Bundeskanzler Karl Nehammer in einem zehnminütigen ZIB-Studiogespräch rund 30 Mal papageienhaft „Expertnnnn und Experten“, Politikernnnn und Politiker“, „Bürgernnn und Bürger“ vor sich hin nuschelt, wähnt man sich in einer bösen Persiflage von Monty Python oder ähnlichen Spöttern. Dass in der richtigen Welt kein Mensch so spricht, scheint den Vordenkern des ORF-Paralleluniversums wurscht zu sein. Derart zwanghafte Genderei findet nicht einmal in den ansonsten ebenso „politisch korrekten“ öffentlich-rechtlichen deutschen Sendern statt.

Offensichtlich sieht daran auch der neue Generaldirektor Roland Weißmann keinen Änderungsbedarf – ein weiterer Beweis für den sich seit Jahren manifestierenden Linksruck in der ehemals wertkonservativen und bildungsaffinen ÖVP.

Tatsächliche und ideologiefreie Volksbildung erfolgt im ORF – vielleicht abgesehen von ORF III. – derzeit vor allem in der wochentags zwischen 14.00 und 15.00 Uhr auf Radio Wien laufenden Blödel-Spiele-Sendung „Die Zwei um zwei“ mit Robert Steiner und „Ratzilein“ Rolf Rüdiger. Verbrämt mit subtilen Witzchen und Wortspielen finden sich in den an alte TV-Legenden wie „Dalli Dalli“, „Ein Schloss am Wörthersee“, „Paradiese der Tiere“ oder „Heiteres Beruferaten“ angelehnten Ratespielen tatsächlich viel Wissenswertes aus allen Bereichen der Allgemeinbildung.

Wie sehr diese Spiele-Show mit interaktiver Publikums-Einbindung den Geschmack der Hörer trifft, zeigt sich an den vielen Anrufern aus so ziemlich allen Altersgruppen von Enkerln bis zu Großeltern, die oft wochenlang versuchen, am Telefon mit Rolf-Rüdiger im „Wörter-See“ zu planschen oder ihr Wissen in anderen Spielen („Klug-Gneisser“) zu Beweis zu stellen und die beliebten Preise - etwa das Rolf-Rüdiger-Rucksackl - zu gewinnen.

Gegendert wird bei den „Zwei um zwei“ nicht, stattdessen pflegt man traditionelle Wienerische Umgangssprache mit Ausdrücken wie „Servus“, „Hendl“, „Sackl“, „Brettl“, „Viecher“, „rundumadum“, „Baba“ (Piefke-Begriffe wie „lecker“ oder „Tschüss“ hingegen werden dezidiert geächtet). Es rufen übrigens längst nicht mehr nur Hörer aus Wien oder „von rundumadum“ an: Unlängst meldete sich eine Dame aus Berlin und zuletzt gar eine Anruferin aus Philadephia an der US-Ostküste!