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Kurt Ceipek (Ö1 Do, 08.09.2022, 07:52)
Leporello

Was muss man tun, um einen acht Minuten langen Beitrag im Morgenprogramm von Ö1 über ein eben erscheinendes Buch zu bekommen? Man muss nur ein Buch schreiben mit dem Titel „Das Ende des Kapitalismus“. Das reicht, um einen höchst wohlwollenden Beitrag samt ausgiebigem Interview in der täglichen Ö1-Morgensendung „Leporello“ zu ernten.

Das genannte Buch der deutschen Autorin Ulrike Herrmann hat die Sendungsmacher sichtlich begeistert. Das wohl auch deshalb, weil die Autorin ihre Mitmenschen mit so packenden Sätze traktiert wie: „Klimaschutz kann es nur geben, wenn es gelingt, den Kapitalismus zu überwinden.“

Frau Herrmann – seit dem Jahr 2000 Redakteurin der ebenso berüchtigten wie linksextremen Berliner Zeitung taz – hat Philosophie und Geschichtswissenschaft in Berlin studiert und wird vom ORF als Wirtschaftsexpertin gepriesen. Deshalb darf sie auch über ihr Rezept zu Rettung der Welt plaudern. Wie kann dieses Modell aussehen? Ulrike Herrmann sieht als vorbildliches Modell die britische Kriegswirtschaft, die von der Regierung in London ab dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 verordnet wurde. „Die Wirtschaft wurde staatlich gelenkt und es wurde den Unternehmen vorgegeben, was sie zu produzieren haben.“ Alles wurde rationiert, Nahrung ebenso wie Bekleidung oder Möbel. „Das ist der Weg, um Klimaschutz zu betreiben.“ Die Forderung der taz-Redakteurin an alle Menschen: „Nicht mehr fliegen und kein Fleisch essen!“

Als zwangsgebührenzahlender Ö1-Hörer darf man sich schon jetzt auf weitere Auftritte der Autorin Herrmann freuen. Am Freitag der kommenden Woche ist die Kampfschreiberin in der Ö1-Sachbuchsendung „Kontext“ zu Gast. Und im November kommt Frau Herrmann auch zur Fachmesse „Buch Wien“. Ob sie mit dem Fahrrad anreisen wird war nicht in Erfahrung zu bringen.

Der öffentlich-rechtliche ORF, zu dessen vorrangigen Aufgaben bekanntlich die Objektivität zählt, wird ganz sicher weiter für dieses Buch und seine Autorin die Werbetrommel rühren.