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Kurt Ceipek ( Di, 27.09.2022, 22:00)
ZiB 2

Für seine glühenden Fans sind Interviews, bei denen Armin Wolf in der ZiB2 seine Gesprächspartner in die Mangel nimmt, pures Vergnügen. Manche dieser stets gut vorbereiteten und fast immer aggressiven Gespräche bereiten aber sogar Liebhabern scharfer Interviews Unbehagen. Jenes mit dem jüngsten der Bundespräsidentschaftskandidaten Dominik Plazny alias Marco Pogo gehörte dazu. Es erinnerte an einen Faustkampf mit nackten Fäusten. Brutal und nach Möglichkeit den Gegner und Feind verletzend. Wobei Plazny seine Fäuste nicht erhob.

Daran dass Armin Wolf sich in Interviews gerne selbst in den Vordergrund stellt und nicht den Interviewten, daran haben sich ZiB2-Zuseher gewöhnt. Auch daran, dass er im Stile eines Inquisitors auftritt, der sein Opfer mit Fragen quält, die der Befragte sicher nicht beantworten will oder oft auch gar nicht kann, weil es dafür keine Antworten gibt. Solche Fragen wiederholt Wolf dann oft mehrfach.

Wie geringschätzig Armin Wolf manche seiner Gäste behandelt, war unter anderem an folgendem Dialog erkennbar:

Wolf: „Hätten Sie sich als Staatsbürger bei der Ibiza-Krise bei einem Präsident Wlazny in souveränen Händen gefühlt? Was hätten Sie damals gemacht?“

Wlazny: „Ich hätte wahrscheinlich ähnlich gehandelt.“

Wolf: „Wozu braucht man Sie dann?“

In jeder Phase des Interviews machte Armin Wolf deutlich, dass er sich einen überlegenen Sieg des amtierenden Präsidenten Van der Bellen wünscht. Deshalb fragte er Dominik Wlazny gegen Ende des Interviews vorwurfsvoll, ob er als politisch Linker daran schuld sein wolle, dass Van der Bellen womöglich auch noch eine Stichwahl gegen den FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz bestreiten müsste.

Von großem Demokratieverständnis zeugt eine solche Äußerung nicht. Für einen Journalisten, der ganz besonders im ORF, der parteipolitischen Objektivität verpflichtet sein müsste, ist es demaskierend und ein Eigentor. Aber die Objektivität des Armin Wolf kennt man ohnehin auch aus seinen fast täglichen Twitter-Kommentaren.

Neun Prozent der Österreicher haben die ZiB2 und damit dieses Interview gesehen. Darunter wird kaum einer gewesen sein, der die Absicht hatte, Dominik Plazny seine Stimme zu geben, weil junge Leute unter 35 Jahren kaum oder gar nicht ORF-Programme konsumieren und schon gar nicht die ZiB. Es ist gut vorstellbar, dass einige der ZiB-Zuseher nach diesem unfairen Interview beschlossen haben, doch Herrn Plazny zu wählen – einfach um Armin Wolf zu ärgern.