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Kurt Ceipek (ORF2 Di, 15.11.2022, 19:30)
Zeit im Bild 1

Also sprach Tarek Leitner in der Zeit im Bild 1 wörtlich: „Was ist schon ein Klimt gegen die Zerstörung der Welt?“ Mit diesem Einleitungssatz zu einer Meldung über das irre Attentat auf ein besonders wertvolles Klimt-Gemälde in Wien machte er deutlich, dass die Nachrichtenredaktion des ORF zumindest ein wenig mit den sogenannten Klima-Aktivisten und deren Methoden sympathisiert.

Gebracht wurde der kurze Bericht über den heimtückischen Anschlag auf das Klimt-Werk, dessen Wert auf rund 500 Millionen Euro geschätzt wird, als letzte Nachricht hinter den Kurznachrichten. Um die Harmlosigkeit des Terroranschlages mit einer ölig-dunklen Farbe zu unterstreichen wies Leitners Co-Moderatorin Nadja Bernhard darauf hin, dass das Gemälde ohnehin von einem Glas geschützt gewesen sei. Dass die Parolen der Klima-Aktivisten wohlwollend aufgenommen und ausgestrahlt wurden wird vermutlich dazu beitragen, weitere Klima-Kleber für ähnliche Einsätze zu motivieren.

Aus ORF-Sicht alles halb so wild. Das ist schon sehr viel Verständnis für die Attentäter, denn man darf davon ausgehen, dass die an chinesische Kulturrevolutionäre erinnernden sendungsbewussten Klima-Aktivisten der „letzten Generation“ den Anschlag auch auf ein ungeschütztes Bild durchgeführt hätten.

Dass der ORF hart daran arbeitet, seinen bei manchen Österreichern noch immer einigermaßen intakten Ruf als objektiver Qualitätssender zu ruinieren gab es in der Sendung auch noch eine Attacke gegen den Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka. Der hatte es gewagt, in das runderneuerte Parlament ein kostspieliges Klavier stellen zu lassen. Darüber kann man natürlich streiten.

Objektiv und korrekt wäre eine solche Meldung gewesen, wenn der Berichterstatter auch erwähnt hätte, dass dieser edle Flügel schon im ursprünglichen Plan des Architekten Theophil Hansen eingeplant war. Das Parlament wurde 1883 eröffnet.

Um die Leistungen der ZiB-Redaktion noch abzurunden zwei Anekdoten aus der Spitzenmeldung, dass die Erde mit heutigem Tage von acht Milliarden Menschen bevölkert wird. Das war Tarek Leitner so sehr zu viel, dass er prompt Milliarden und Millionen durcheinander brachte und prophezeite, dass die Erde im Jahr 2058 von ZEHN MILLIONEN Menschen bewohnt sein werde. Hoffentlich hat er damit Unrecht.

Dass in dem Bericht aus der indischen Hauptstadt DELHI im Insert auf dem Bildschirm immer wieder DEHLI eingeblendet wurde zeigte, dass die Rechtschreibung im Qualitätssender halt auch nicht mehr das ist, was sie vor ein paar Jahren noch war.

Vielleicht sollte der Medienriese die legendäre ORF-Sendung „Achtung! Sprachpolizei!“ wieder ins Programm nehmen.