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Kurt Ceipek (Ö1 Fr, 06.10.2023, 19:05)
#doublecheck – Ratlose Medien

Die Hörfunksendung #doublecheck, die etwa alle vier Wochen auf Ö1 ausgestrahlt wird, versteht sich als kritische Mediensendung. Selbstkritik am ORF gehört nicht dazu. Dabei hätte die jüngste Ausgabe unter dem Titel „Die Ratlosigkeit der Medien-Elite“ sich für eine kritische Auseinandersetzung mit der Ratlosigkeit des selbsternannten Qualitätsmediums ORF aufgedrängt.

Tatsächlich wurde von den Sendungsmachern Stefan Kappacher und Nadja Hahn die Hauptschuld des öffentlich-rechtlichen Rundfunks an der herrschenden Glaubwürdigkeitskrise in vielen Teilen der Medienwelt nicht einmal gestreift. Der ORF ist zwar wesentlicher Mitspieler im Medienmarkt, möchte sich aber vorzugsweise als neutraler Oberschiedsrichter aufspielen.

Immerhin gesteht man im ORF ein, darüber nachzudenken, wie man Menschen wieder erreichen kann, die sich vom ORF abgewandt haben. Das wird nicht gelingen, solange linke Aktivisten wie Falter-Chefredakteur Florian Klenk vom ORF als objektive Journalisten angepriesen und ausgiebig interviewt werden. Der ORF verordne sich selbst „strenge Complianceregeln, die eine hochrangige Ethikkommission gerade ausarbeitet und bringt neue Formate, die nahe am Publikum sind“, zeigen sich die #doublecheck-Macher zuversichtlich. Da drängt sich unwillkürlich die Frage auf, was denn der ORF in den letzten Jahren getan hat, um den anhaltenden Schwund an Hörern und Sehern zu bremsen.

Interessant ist auch immer wieder das in #doublecheck gezeichnete Selbstbild des ORF. So scheint im zwangsgebührenfinanzierten Funk als Grundsatz zu gelten, dass man eine Einladung zum Interview als Politiker keinesfalls ablehnen darf. Tut man das, wird man vom ORF öffentlich getadelt. Erwähnt wird in der aktuellen #doublecheck-Sendung auch ein Vorfall, in dem ein ORF-Satiriker gewaltsam zu FPÖ-Chef Herbert Kickl vordringen und ihm eine Wortspende abringen wollte. Weil einer von Kickls Personenschützern den ORF-Mann daran hinderte und dabei in den Schwitzasten nahm protestierte der ORF mehrfach heftig. Man sollte aber jedem Menschen – auch Politikern – überlassen, wem sie ein Interview geben wollen und wem nicht. Man muss auch gegenüber dem ORF Nein sagen dürfen.

Sorgen macht sich der ORF auch um etliche Verlage, die „wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand stehen“. Dass dafür zu einem guten Teil der ORF die Verantwortung trägt, der den Österreichern künftig mehr als 700 Millionen Euro pro Jahr abnehmen wird und Printmedien sowie privaten Rundfunkanstalten mit diesen leicht verdienten Millionen unüberwindliche Konkurrenz macht, ist für eine Sendung wie #doublecheck kein Thema. Da wird lieber so getan, als sei der ORF nicht wesentlicher Teil der heimischen Medienlandschaft.