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Pressestunde

ORF2, So, 08.03.2015, 19:14 | Kurt Ceipek

„Die Neue Mittelschule ist ein pädagogisch wirklich gutes Konzept.“

Also sprach Gabriele Heinisch-Hosek, die Ministerin für Unterricht und Frauen, die in der sonntäglichen Presse zu Gast war, ganz offensichtlich beseelt von dem Wunsch, ihr ministerielles Multi-Versagen auf gesund und schön zu schminken. „Die Neue Mittelschule funktioniert recht gut“, wiederholte Heinisch-Hosek mehrmals und widersprach der massiven Kritik von fast allen Seiten, die auf sie und ihr Ministerium seit Monaten niederprasselt. Auf den schüchternen Einwand von Interviewer Harald Jungreuthmayer, dass man angesichts der hohen Kosten und der kaum vorhandenen Verbesserungen doch nicht von gutem Funktionieren sprechen könne, meinte die Ministerin, viele positive Entwicklungen könne man nicht messen.

Auch die mit der Zentralmatura befassten Abteilungen des Unterrichtsministerium und das Bildungsforschungsinstitut arbeiten sehr gut zusammen, spendete die Ministerin sich selbst großes Lob, um in gewundener Formulierung zu gestehen: „Es ist mitunter zu nicht so tollen Kommunikationsstrategien gekommen.“ Aber es werde alles gut laufen, meinte Heinisch-Hosek, deren Unsicherheit nicht zu übersehen war. „Diese Matura wird gut über die Bühne gehen.“

Maturanten, Eltern und Lehrer haben allen Grund, sich angesichts von so viel Realitätsverweigerung vor den bevorstehenden Reifeprüfungen zu fürchten.

Die Interviewer Annette Gantner von den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) und Harald Jungreuthmayer (ORF) fassten die angeschlagene Politikerin mit Glacé-Handschuhen an.

Die Frage, ob sie denn angesichts ihres offensichtlichen Versagens nicht zurücktreten sollte, war dennoch nicht zu vermeiden. Sie könnte doch sagen „mir reicht’s“ umschrieb Jungreuthmayer den Rücktritt nobel. Heinisch-Hosek dazu: „Ich denke gar nicht daran, so einen Gedanken zu fassen, weil ich euphorisch bin und mich darauf freue, das Schulsystem drehen zu können.“ Sie sei voller Tatendrang.

Ein großer Teil der wenigen Zuseher der Pressestunde wird das als gefährliche Drohung aufgefasst haben.