ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Sendungskritik Melden

Bitte um ein Stichwort, warum diese Kritik als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden


ORF III Spezial

ORF3Andere, Fr, 16.09.2016, 12:57 | Werner Reichel

Nicht schon wieder. FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer wird eine Stunde lang von einem ORF-Journalisten interviewt. Was soll dabei schon herauskommen? Alles ist gesagt worden, x-fach. Doch die Sendung ist wirklich empfehlenswert. Kein Redakteur oder Rundfunkpraktikant hatte irgendwelche „originellen“  Regie-Einfälle. Hofer musste keine Gedichte aufsagen, nicht Kochen und auch bei keinen lächerlichen Ratespielchen mitmachen. Der Präsidentschaftskandidat im Gespräch mit Klaus Webhofer.  Mehr nicht. Mann gegen Mann. Oder besser: Gut gegen Böse, wie man dieses Interview wohl im ORF gesehen hat.

Einziger Störfaktor, die eingespielten Fragen von "ganz normalen Menschen von der Straße", die der ORF zuvor in seiner bekannt objektiven Art ausgewählt hat. Egal. Wirklich unterhaltsam ist die Sendung, weil sich Herr Webhofer, so ganz auf sich alleine gestellt, gleich mehrere Male furchtbar blamiert hat. Und zwar immer dann, wenn Hofer nachfragt, nachbohrt, Fakten und Belege zu den Fragen und Unterstellungen von Webhofer einfordert. Dabei entpuppen sich diese „kritischen“ Fragen oftmals als bloßes Nachplappern gängiger Vorurteile über die FPÖ. Spannend und unterhaltsam, wie Hofer die Wissenslücken von Webhofer immer wieder aufdeckt und wie er politisch-korrekte Stereotype – links=intelligent, rechts=blöd – demoliert. 

Die ziemlich plumpen Versuche den blauen Präsidentschaftskandidaten als gefährlichen Rechten vorzuführen und in Widersprüche zu verstricken, gehen praktisch immer nach hinten los. Irgendwann wird es Hofer, der sichtlich bemüht  ist, möglichst soft und staatsmännisch zu wirken, zu dumm. Er empfiehlt seinem Gegenüber, sich künftig auf Interviews besser vorzubereiten. Zu Recht. Denn mit Hintergrundwissen glänzt Webhofer nicht gerade: Aber beim ORF zählt eben die richtige politische Einstellung mehr als Kompetenz und Wissen.

Irritiert ist Webhofer auch, weil Hofer immer wieder Applaus bekommt, was für ORF-Journalisten, die linke Claqueure im Publikum gewohnt sind, offenbar ziemlich verstörend ist. Gleich zweimal weist Webhofer deshalb, wohl zu seiner eigenen Beruhigung, aufgeregt darauf hin, dass Hofer viele Fans mitgenommen habe. Nicht auszudenken, wenn das Publikum in der geschützen ORF-Werkstätte schlicht ein Abbild der Gesellschaft da draußen gewesen wäre!

Es kommt nicht oft vor, aber diese ORF-Sendung kann man nur wärmstens empfehlen.