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Bundesland heute

ORF2Andere, Mi, 30.11.2016, 00:11 | Kurt Ceipek

Tausende türkische Familien stürmten am Montag österreichische Finanzämter, um Nachforderungen bei der Familienbeihilfe zu stellen. Ein außergewöhnlicher Leckerbissen für jeden sensationshungrigen Journalisten. Aber im ORF flackerte das Thema nur ganz kurz in Oberösterreich auf und verschwand ganz schnell wieder von den Bildschirmen. In anderen Informationssendungen fanden sich für den Sturm auf die Finanzämter nicht einmal in den Kurzmeldungen einige Sendesekunden.

Dabei hatten den größten Ansturm nicht die Finanzämter in Linz, Wels und Freistadt erlebt, sondern jenes in Wien-Donaustadt. Dennoch kam das Thema in Wien weder in der Bundesländersendung vor noch auf der Wiener ORF.at-Seite. Das gibt skeptischen Beobachtern einige Rätsel auf, denn dass die Wiener ORF-Journalisten von dieser Türkenbelagerung der Finanzämter nicht erfahren hätten ist – vorsichtig ausgedrückt – unwahrscheinlich. Und dass ein solch außergewöhnliches Ereignis für Journalisten nicht berichtenswert wäre, ist völlig undenkbar.

Da drängt sich wieder einmal der Verdacht auf, dass hier etwas vertuscht werden sollte.

Die Vorgeschichte, die sich binnen weniger Stunden abgespielt hatte, ist atemberaubend. Am Wochenende tauchte in den sozialen Medien plötzlich eine Information auf, dass türkische Familien in den letzten Jahren zu wenig Kinderbeihilfe erhalten hätten. Einen Antrag auf Auszahlung der Differenz könne man nur noch bis zum auf das Wochenende folgenden Montag den 28. November 2016 stellen. Sogar ein höchst unprofessionell gestaltetes Antragsformular stand zum Herunterladen bereit.

Diese Meldung verbreitete sich rasend schnell innerhalb der in Österreich lebenden Türkengemeinschaft. Das atemberaubende Tempo der Verbreitung ließ den Türkei-Experten Efgani Dönmez im Interview mit ORF Oberösterreich vermuten, dass es sich um eine gesteuerte Aktion aus dem Umfeld des türkischen Präsidenten Erdogan und dessen auch in Österreich gut organisierter Partei AKP gehandelt haben dürfte. „Nur so ist zu erklären, dass innerhalb so kurzer Zeit so viele Menschen die Finanzämter gestürmt haben“, erläuterte Dönmez.

All das klingt glaubwürdig und nachvollziehbar.

Und all das fand im ORF außerhalb Oberösterreichs keinen Niederschlag. Von Wien.ORF.at wurde das Thema nicht einmal erwähnt, obwohl das Finanzamt in „Transdanubien“ von der Türkenbelagerung am heftigsten betroffen war.

Misstrauisch macht den gelernten Österreicher auch, dass für alle jene, die von der Sache Wind bekommen hatten, unverzüglich die Meldung nachgeschoben wurde, dass Polizei und Verfassungsschutz keinen Grund für Ermittlungen in dieser undurchsichtigen Angelegenheit sehen. Dabei trägt nach Ansicht einiger Skeptiker die Anleitung der Türken zum Sturm auf die Finanzämter eine ähnliche Handschrift wie die zuletzt bekannt gewordenen Internet-Attacken aus der Türkei auf das Wiener Außenministerium.

Die Links zu ORF Oberösterreich:

http://ooe.orf.at/news/stories/2811642/

http://tvthek.orf.at/profile/Oberoesterreich-heute/70016/Oberoesterreich-heute/13897335