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Stralsund

AndereZDF, Sa, 04.11.2017, 22:20 | Werner Grotte

Langsam wird es wirklich schwierig, sich neuere deutschsprachige Krimis anzuschauen, die nicht schon nach kurzer Zeit penetrant nach politisch-korrekter, linker Umerziehung riechen. Nach „Soko Donau“ und „Tatort“ (vor allem jene mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser) ist jetzt auch die norddeutsche Krimireihe „Stralsund“ dazu übergegangen, dem TV-Publikum vor Augen zu führen, dass illegale Einwanderer höchstens „ein bisschen kriminell“ sind (Copyright: Katharina Stemberger), die wahren Verbrecher aber unter den Deutschen, vor allem den „Rechten“, zu finden sind.

In der jüngsten „Stralsund“-Folge vom Samstag (ZDF, 20.15 Uhr) fanden Wachleute eine bei einem abendlichen Überfall erschossene Supermarkt-Angestellte im Büro des Marktes. Rasch findet sich eine Zeugin, eine Kollegin der Toten, die sich zunächst in Widersprüche verwickelt. Bald wird klar, dass es nicht nur ein Überfall war, bei dem der Tresor ausgeräumt wurde, sondern dass der vermummte Täter die halbnackte Zeugin, die sich nach Dienstschluss gerade umziehen wollte, auch vergewaltigte. Ihre Kollegin, die er in ein Kammerl gesperrt hatte, konnte sich zwar befreien, wurde aber beim Versuch, den Vergewaltiger von hinten niederzuschlagen, von diesem erschossen. Davon alarmiert, kam ein zweiter, unmaskierter Mann, der den Schützen hinauszog.

Die Zeugin sprach von Ausländern als Täter. Nach der Auswertung eines Überwachungsvideos findet die Polizei das Fluchtauto, angemeldet auf einen Araber namens Jussuf, der in einer Gärtnerei arbeitet. Doch der Mann ist aufgrund der Spurenlage offensichtlich an seinem Arbeitsplatz gewaltsam entführt worden. In seiner Wohnung finden sich Spuren eines zweiten Arabers und dessen ablehnender Asylbescheid, auch er verschwunden.

Tatsächlich haben jene Wachleute, die die Tote fanden, auch den bei der Flucht verlorenen Ausweis von Jussuf gefunden und diesen entführt. Sie gehören einer Art Bürgerwehr an, die sich gegen die hohe Ausländerkriminalität in Stralsund zu Wehr setzt. Sie haben Jussuf und den in seiner Wohnung versteckten, illegal aufhältigen Freund entführt und foltern die beiden nun, um ein Geständnis zu bekommen. Dabei stirbt Jussuf an einem Stromschlag.

Am Tag darauf findet man Jussuf aufgehängt im Hafen, um den Hals ein Schild: „Wenn ihr uns nicht schützt, schützen wir uns selbst“. Im Internet kursiert daraufhin auch ein Video, auf dem Jussuf neben seinem Freund zu sehen ist, und Überfall samt Vergewaltigung gesteht. Doch die Kriminalpolizei bleibt misstrauisch, da die Folterspuren an Jussuf zu deutlich sind.

Über eine in „rechten“ Kreisen tonangebende Sozialwissenschaftlerin (die sonst politisch äußerst korrekt ermittelnden Kommissare bezeichnen sie natürlich von Anfang geringschätzig an als „Blut und Boden-Theoretikerin“) versuchen die Krimineser, mehr über die Bürgerwehr und deren Protagonisten zu erfahren.

Als sie einen der Wachleute über Telefon-Peilung suchen, stoßen sie auf eine verlassene Fabrik, wo sich Spuren der Folterung von Jussuf und dessen Freund finden – doch die Folterknechte, die bösen „Rechten“, sind längst ausgeflogen und haben außerdem noch Jussufs Freund dabei, den sie irgendwie loswerden müssen. Nach einer wilden Verfolgungsjagd werden sie gestellt, als sie den armen Araber ins Meer treiben wollen („Ihr kommt ja immer über’s Meer, jetzt geh‘ auch so wieder heim“).

Doch der schluchzende Orientale wird gerettet und in den warmen Rettungswagen bugsiert, während ein böser Bürgerbeschützer niedergeballert wird und der andere sich ergibt. Rasch stellt sich heraus, dass Jussuf selbst "nur" der Chauffeur beim Überfall war und sein Freund nicht der Todeschütze und Vergewaltiger vom Supermarkt-Büro ist. Der erzählt den Kommissaren, dass der wahre Täter ein Arbeitskollege Jussufs mit Vornamen Robert ist.

Das folgende Finale haben Kenner der jüngeren deutschen Krimiszene schon längst erahnt – richtig: Der feige Mörder und Vergewaltiger ist natürlich – ein Deutscher! Der das Vergewaltigungsopfer noch dazu aus der Stammkneipe kennt und immer schon einmal besteigen wollte! Zum Drüberstreuen wird auch noch die „Blut- und Boden-Theoretikerin“ wegen Anstiftung und „Aufhetzung“ festgenommen – und die schöne, gutmenschliche Krimiwelt ist wieder in Ordnung.

Krimi-Altmeister Alfred Hitchcock würde im Grab rotieren, müsste er sich solchen an den politisch-korrekten Haaren herbeigezogenen Schwachsinn anschauen. 

PS: In der auf "Stralsund" folgenden Krimi-Reihe "Der Kriminalist" ging es – erraten – um böse, deutsche Schwulenhasser, die natürlich entlarvt und zur Strecke gebracht wurden,

Danach ist das TV-Gerät des Kritikers mit einem seltsamen Stöhnen implodiert.