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Zeit im Bild

ORF2Andere, So, 11.11.2018, 00:00 | Andreas Unterberger

Man fasst es nicht: Mehrere Stimmen aus dem Publikum äußern sich vor der Kamera kritisch über die Ausstellung "Hundert Jahre Republik" - und das wird dann auch noch in der ZiB gesendet. Wie kann es denn so etwas geben? Hat man zu wenig lobende Stimmen gefunden? Hat man nicht gewusst, dass über dieser Ausstellung die linken Säulenheiligen Fischer und Rathkolb schweben? Hat da jemand an einem Wochenende nicht aufgepasst? Oder sind da plötzlich gar Funken aus der journalistischen Asche aufgestiegen?

Wer dann auf ORF3 wechselte, konnte beruhigt feststellen: ORF ist doch noch ORF. Das war zumindest bei einem langen Beitrag aus Kärnten zu merken, den man aus dem gleichen Anlass (wieder) abgespielt hat. Da wurde gleich als Einstieg in den Film über den ersten Weltkrieg in Kärnten empört von Bettgehern und von der damalige Reichtumsverteilung gesprochen. Obwohl sich ganz eindeutig die wirtschaftliche wie soziale Lage in den letzten Jahren der Monarchie geradezu dramatisch verbessert hatte, wurde solcherart vom ORF der klare Eindruck vermittelt, dass diese sozialen Fragen zum Weltkrieg geführt hätten.

Christopher Clark mit seinen Schlafwandlern - um nur jenes Buch zu nennen, das ich bisher für das beste von vielen anderen zu diesem Thema gehalten habe - kann einpacken! Die wirklichen Weisheiten sind im ORF zu finden.

Man hörte auch - um nur noch zwei weitere der zahllosen Dummheiten zu nennen - die seltsame Formulierung: "Ruthenen, wie man die Flüchtlinge genannt hat". Die Sendungsmacher sind offenbar ahnungslos, dass in der Monarchie auch lange vor dem Krieg die Bewohner Galiziens immer schon Ruthenen genannt worden waren. Und man bekam auch die noch seltsamere Formulierung zu hören, dass Kriegsgefangene "ausgebeutet" worden seien.

Diese Dummheit des Kärntner Films paarte sich mit erstaunlichen Aussagen österreichischer Spitzenpolitiker zum 100-Jahr-Anlass, wie etwa jenen der Herren Ludwig und Blümel. Da bezeichnete der Wiener Bürgermeister ausgerechnet Viktor Adler als für ihn wichtigsten Mann dieser hundert Jahre. Offenbar muss er klarmachen, wie parteitreu er doch ist. Und da sprach ausgerechnet der für Kultur und den ORF zuständige Minister auf die gleiche Frage von "Leopold Figl, dem Kanzler des Staatsvertrags".

Ist doch wurscht, ob Außenminister oder Bundeskanzler. Was braucht ein Minister im Jahr 2018 schon von der Geschichte zu wissen ...

Der Mann hat nicht nur keine Ahnung von Geschichte. Er hat auch keine Mitarbeiter, die das haben und ihren Chef korrigiert hätten. Und auch im ORF gibt es offenbar niemanden, der einen solchen Unsinn in einer staatstragend gemeinten Sendung verhindern könnte.

Oder wollten sie gar nicht, um den Minister dem Gelächter preiszugeben?