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ZIB 2

ORF2Andere, Sa, 09.02.2019, 01:32 | Kurt Ceipek

„Er war in Österreich geboren und musste wegen eines Aufenthaltsverbotes als 25-Jähriger Österreich verlassen“, leitete Moderator Martin Thür die ZiB2 ein. Es ging um den Mord an einem Beamten der Bezirkshauptmannschaft Dornbirn, dessen „mutmaßlicher“ Täter ein gewaltbereiter Türke war. Womit schon im ersten Satz der meistumstrittenen Nachrichtensendung des ORF-Fernsehens manipuliert wurde, denn der „mutmaßliche“ Täter wurde wegen mehrerer Gewalttaten außer Landes gebracht. Für das Aufenthaltsverbot gab es unzählige wesentliche Gründe. Man wird nicht so leicht abgeschoben aus Österreich.

„Es hagelt Kritik am geltenden Recht“, hieß es weiter. Der Schutzstatus von Asylwerbern solle für Straftäter wegfallen. Das wäre die Gelegenheit für den ORF gewesen, darauf hinzuweisen, dass man noch vor wenigen Tagen notwendige Gesetzesanpassungen genau zu diesem Themenbereich als Anschlag auf die Demokratie verteufelt hatte.

Im nächsten Beitrag versuchte der Neo-Moderator Thür unter Beweis zu stellen, dass er noch gehässiger und dümmer fragen kann als Kollegin Lou Lorenz-Dittlbacher und Armin „der Schreckliche“ Wolf. Erklärtes Ziel in einem Interview mit Othmar Karas war es unübersehbar, für die bevorstehenden EU-Wahlen einen Keil in die ÖVP und auch zwischen VP und Freiheitliche zu treiben.

Minutenlang wurde auf gegensätzlichen Meinungen zwischen Kanzler Sebastian Kurz und EU-Urgestein Karas herumgeritten. Diesen Part übernahm Ulla Kramar-Schmid, für viele ORF-Zahler und ZiB-Seher das personifizierte rote Tuch unter den sogenannten „investigativen“ Journalisten. Sie hatte früher für die Linksmedien Arbeiterzeitung und Profil gearbeitet.

Martin Thür startete das Karas-Interview mit einer Frage, auf die er keine Antwort erwartet haben kann. Ob Karas seinen Parteichef Sebastian Kurz gefragt habe, ob er ihm – Karas – bei der EU-Wahl seine Vorzugsstimme geben werde. Auf dieser seltsamen Frage ritt der Moderator dann hartnäckig herum. Auch weiter versuchte Thür penetrant, Karas kritische Äußerungen über Kurz zu entlocken. Was ihm natürlich nicht gelang.

Und dann glückte Karas, der gelegentlich aus bürgerlicher Sicht seltsame Ansichten vertritt, ein wesentlicher Satz: „Kennen Sie eine Familie, eine große Partei oder den ORF, wo alle einer Meinung sind? Jeder gibt sein Bestes, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.“ Genau das versuchte neue ZiB2-Giftzahn Thür aber weiter und brachte die Reizworte Vilimsky, Orban und Neutralität in die Interviewschlacht.

Interessant ist, dass selbst konstruktive EU-Kritiker im ORF stets als EU-Gegner klassifiziert werden. Nicht jeder, der die EU verbessern will, ist ein Gegner. Im Gegenteil. Aber für den ORF gilt: Nur wer zur EU uneingeschränkt Ja und Amen sagt gehört zu den Braven, alle anderen wollen die EU sprengen.

Zu den Lieblingsthemen des ORF gehört schon seit vielen Jahren der Missbrauch in der Katholischen Kirche. Klar, dass der Diskussion zwischen Kardinal Schönborn und der ehemaligen Klosterfrau und jetzigen Publizistin Doris Wagner noch einmal aufgewärmt wurde. Allerdings ohne neue Erkenntnisse.

Für unbefangene ORF-Gebührenzahler drängte sich die Frage auf, warum der ORF nicht in der Lage war, selbst ein solches Interview zustande zu bringen. Der österreichische Kardinal machte diese durchaus interessante Dokumentation mit dem Bayerischen Rundfunk – nicht mit dem ORF. Vielleicht sind Kreativität und Durchschlagskraft im heimischen Staatsfernsehen doch nicht so groß, wie das viele der Verantwortlichen offenbar einbilden.