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Wer ein Nazi ist, das bestimmen immer noch wir

Andere, Mo, 11.02.2019, 00:44 | Andreas Hamberger

Nichts anderes können sich die Schreiber dieses Textes auf den Steiermark-Seiten von orf.at gedacht haben. Voll Freude und Inbrunst wird beschrieben, wie der Grazer Gemeinderat nun endlich mit historisch belasteten Straßennamen umgehen will. Die von den bösen Schwarzen und Blauen geführte Stadtregierung will die unter Verdacht stehenden Verkehrsflächen aber nicht etwa umbenennen, sondern plant Erklärungsmaßnahmen im Internet und auf Straßentafeln und will so zu Aufklärung und Bildung beitragen.

So weit so gut. Interessant wird es erst, wenn man sich die Top 20 der „bedenklichen Straßennamen“ genauer ansieht. Explizit führt der ORF hier die Conrad-von-Hötzendorf-Straße im 6. Grazer Bezirk an. Franz Conrad von Hötzendorf war sicher viel, nur kein Nazi. Der Feldmarschall und Generalstabschef, der auf österreichisch-ungarischer Seite wahrscheinlich einer der wesentlichsten Kriegstreiber gewesen ist, ist 1925 gestorben, also noch einige Jahre vor der Machtergreifung Hitlers in Deutschland. Die historische Sicht auf Hötzendorf mag bei manchen eine durchaus getrübte sein, immerhin war der General nicht von großem Kriegsglück verfolgt und mit hoher Wahrscheinlichkeit einer der Hauptverantwortlichen für den Beginn des ersten Weltkriegs und vor allem für die österreichische Niederlage. Das alles macht aus ihm aber noch keinen Nazi.

Aber das darf einen braven ORF-Redakteur nicht stören. Ein ehemaliger General, der noch dazu historisch umstritten ist, das kann ja nur mit dem Nationalsozialismus zusammen hängen. Oder anders herum gesagt, wer ein Nazi ist, das bestimmt immer noch der ORF. 

Wie hätte einst Bruno Kreisky dazu gesagt: „Lernen Sie ein bisserl Geschichte, Herr Reporter!“