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AndereSky, Di, 19.02.2019, 16:42 | Werner Reichel

Sie wurde lange und groß angekündigt: die neue Serie von Sky. „Der Pass“ soll dem Bezahlsender helfen, den Anschluss an Netflix und Amazon Prime nicht zu verlieren und neue Zielgruppen abseits der Sportfans zu erschließen. Dazu hat man rund neun Millionen Euro in diese Serienmörderserie investiert und die Erwartungen im Vorfeld hochgeschraubt. "Wir haben etwas völlig Neues entwickelt", sagt ein Mitautor und Co-Regisseur.

Eine deutsch-österreichische Krimiproduktion, die ohne die üblichen Klischees, Charaktere von der Stange, politisch korrekte Belehrungen, und ohne hypermoralischen Subtext auskommt? Ein Thriller, ohne die abgefuckte grau-grindige 1970er-Vorstadt-Ästhetik, wie man sie aus dem Tatort und unzähligen anderen Krimiproduktionen kennt, ohne die abgestandene depressiv-düstere, pseudorealistische Sozialporno-Atmosphäre? Das wäre wirklich etwas Neues. Das wäre geradezu sensationell neu für eine deutschsprachige Krimiproduktion.

Davon kann aber keine Rede sein. Von den neuen intelligenten, durchdachten Hochglanzserien mit ihrer innovativen Bildsprache, wie man sie von Netflix kennt, ist „Der Pass“ meilenweit entfernt.

Zehn Minuten habe ich durchgestanden. Was ich in dieser Zeit gesehen habe, reichte völlig. Nichts Neues, im Gegenteil, man hat alle bekannten Versatzstücke aus deutschen Krimiproduktionen in einer überzeichneten Form in diese Serie gepackt. Sie bietet nichts Neues, nur More Of The Same. Bis zum Abwinken.

Was ich in den wenigen Minuten sehe, ist ein Nicholas Ofczarek als gebrochene Figur, ein Säufer, Zyniker, vom Leben Enttäuschter, ein unkonventioneller Ermittler, der am starren Polizeiapparat gescheitert ist, der sich mit einem, jungen schnöseligen Vorgesetzten prügelt und doch noch einmal ein Chance erhält. Er ist unrasiert, ungepflegt, trägt einen vergammelten Anzug und fährt einen ebenso vergammelten alten Volvo. Mehr Klischees gehen nicht. Vermutlich hat er auch eine gescheiterte Beziehung hinter sich und einen Sorgerechtsstreit am Hals. Das habe ich nicht gesehen, wär aber nur konsequent.

Solche Kommissare laufen in deutsche Serien schließlich zu Dutzenden herum. Das Ermittlerhauptquartier ist ein alter, verlassener Industriebau, grau mit Neonlicht. Hundertmal gesehen.

Da verwundert es, wenn die Produzenten vollmundig verkünden: „Wir können Sachen wagen, über die sich lineare Sender nicht drübertrauen. Und befeuern die Autoren und Regisseure, neue Wege zu beschreiten. Öffentlich-rechtliche Sender sind vor allem bemüht, Erwartungen zu erfüllen. Wir wollen mit dem Unerwarteten punkten.“ Gute Ansage, nur hat das nichts mit „Der Pass“ zu tun.

Ofczarek ermittelt mit einer deutschen Kollegin: Frau/Mann, Deutsche/Österreicher, Karrieristin/Gescheiterter. Da hat man sich etwas einfallen lassen. Gääähn. Jedenfalls sind aufgrund dieser Konstellation die Dialoge, Konflikte, Bruchlinien und Wuchteln allesamt vorhersehbar.

Auf seiner Suche nach dem Serienmörder ermittelt das Duo in abgelegenen Bergtälern bei älplerischen Hinterwäldlern und andern österreichischen und deutschen Provinzdeppen. Hinter ihrer spießigen, rustikalen Fassade tun sich menschliche Abgründe auf. Gesehen habe ich das nicht mehr, aber darauf wette ich.

Dazu bedeutungsschwangere Dialoge ...

Ich bin dann mal weg. Ob und wie Ofczarek den Serienpsycho schnappt, interessiert mich längst nicht mehr. Man kann noch so viele Millionen in eine Serie investieren, solange die Menschen, die an ihrer Entstehung beteiligt sind, nicht aus ihrem politisch-korrekten Sumpf herauskommen, solange sie nicht ihre linken Vorurteile, Denkmuster, Ansichten und ihren missionarischen Eifer ablegen, solange kommt, egal ob man zwei oder 100 Millionen investiert, immer die gleiche öde politisch-korrekte Stangenware heraus. Solche Leute findet man in der deutschsprachigen Filmbranche und an den Filmhochschulen aber nicht. Schade um das viele Geld. Aber immerhin muss man für diese Serie keine Zwangsgebühren zahlen.