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ORF nennt Schlächter von Sri Lanka - ohne Verweis auf den Islam

Andere, Mo, 22.04.2019, 16:13 | Niklas G. Salm

Es war ein neuer Höhepunkt rot-grüner Berichterstattungskunst aus dem Hause ORF. Über einen Tag lang hat man nach der Anschlagsserie auf Sri Lanka gegen Kirchen und Hotels, gegen Christen und Touristen gerätselt, was denn der Grund für die verniedlichend als "Explosionen" bezeichneten Selbstmordattentate gewesen sein könnte. Wer würde sowas wohl tun? Ja, schwierig, hm, beim Rotfunk gab man sich lange ratlos.

Mittlerweile kann man überall erfahren, dass es wieder einmal Allah-Fans waren, die hunderte Unschuldige abgeschlachtet und noch mehr verletzt haben - etwa hier. Was übrigens jeder halbwegs normal und analytisch denkende Zeitgenosse schon von der ersten Meldung weg annehmen konnte. Da kommt man auch beim ORF nicht mehr umhin, die Attentäter beim Namen zu nennen. Oder doch nicht? Was jetzt folgt, ist fein ziselierte linke Eleganz im Verdrehen, Verschweigen und (mit Verlaub) Verarschen.

Unter dem Titel: "Sri Lanka: Regierung nennt Drahtzieher der Anschläge" schafft man das Kunststück, zwar 883 Wörter lang zu berichten, aber das Wesentliche nicht zu erwähnen. Denkt man bei der Überschrift noch typisch Rotfunk, der Hinweis auf den Islam wird ausgeblendet und folgt wieder erst irgendwo im achten Absatz, so wird man diesmal doch ziemlich überrascht. Der Hinweis, dass es sich um Islam-Extremisten gehandelt hat, fehlt nämlich überhaupt ganz! Damit werden ganz neue Dimensionen in der Nicht-Berichterstattung erreicht.

Im fett gedruckten ersten Absatz erfährt man: "Nach den Anschlägen am Ostersonntag in Sri Lanka hat die Regierung nun die Drahtzieher genannt. Man sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) die Selbstmordattentate verübt habe, sagte ein Regierungsvertreter am Montag."

Ach so, die Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ), na klar, logo - auf die haben wir ja alle schon immer getippt. Denn wer kennt sich nicht, die wilden NTJler? Nun, vermutlich kannte diese Gruppe bis heute niemand und nur mit dem Namen kann auch niemand etwas anfangen. Ohne Hinweis darauf, dass es sich dabei um Allah-Fanatiker handelt, ist die ganze Info wertlos.

Aber das wurde wohl nur zufällig vergessen, oder? Denn so gut versteckt wie ein am Ostermontag noch unentdecktes Osternest gibt es einen kleinen Hinweis auf die Jungs, die da bombardiert haben: "Die genannten Verdächtigen hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hieß es." Na das wird doch als Tipp wohl reichen! Noch mehr Infos zu den Tätern wären dann schon wieder islamophob und das kann nun wirklich niemand wollen!

Übrigens ist die Aufregung über die Massaker-Serie im ORF sehr gedämpft und bei weitem nicht mit der Hysterie nach den Moschee-Attacken in Neuseeland zu vergleichen. Damals tötete ein Einzeltäter 50 Muslime und Linksmedien wie der Rotfunk fantasierten ein weltweites rechtes Terror-Netzwerk herbei. Diesmal wurden bei mindestens acht verschiedenen zeitgleichen Anschlägen Hunderte ermordet (die letzte Information lautete knapp unter 300 Tote) und man erwähnt nicht einmal offen, dass die Schlächter Moslems waren. Aber das nur am Rande.

Übrigens kann man den Genossen vom Küniglberg nicht vorwerfen, dass sie das Wort "Islam" im ganzen Artikel nie verwendet haben. Es kommt tatsächlich einmal vor und zwar im vorletzten Absatz: "Der südasiatische Inselstaat ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Gäste aus Europa. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten, 12,6 Prozent sind Hindus. Der Islam stellt mit einem Anteil von 9,7 Prozent (Stand: 2012) eine weitere religiöse Minderheit in dem Land dar." Der Islam wird also als religiöse Minderheit in Sri Lanka präsentiert. Minderheiten sind ja assoziativ eher Opfer. Ein Zusammenhang zwischen Islam und den Anschlägen wird hingegen nicht hergestellt. Damit ist eigentlich alles über den ORF und seine Intentionen gesagt...

Nachtrag: Ab ca. 12 Uhr war die ORF-Story ohne Hinweis auf den Islam-Hintergrund der Täter auf orf.at online. Danach wurde der Druck offenbar doch zu groß und man änderte bzw. ergänzte später im zweiten Absatz folgenden Satz: "Die Behörden sollen prüfen, ob die sri-lankische Islamistengruppe „internationale Unterstützung“ hatte."

Zumindest hat man es beim ORF aber versucht, in der Berichterstattung über Sri Lanka ohne rechte, islamophobe Hetze auskommen, ehe man mutmaßlich vor der rechtsextremen, die Pressefreiheit einschränkenden Regierung und ihrem ultra-scharfen Medienminister in die Knie gehen musste. Trotzdem sehr löblich! *ironieoff*

Und hier der ursprüngliche ORF-Text:

Sri Lanka

Regierung nennt Drahtzieher der Anschläge

Nach den Anschlägen am Ostersonntag in Sri Lanka hat die Regierung nun die Drahtzieher genannt. Man sei fest davon überzeugt, dass die Gruppe National Thowheeth Jama’ath (NTJ) die Selbstmordattentate verübt habe, sagte ein Regierungsvertreter am Montag. Verbindungen der Gruppe ins Ausland sollen nun geprüft werden. Bestätigt wurde auch, dass es schon im Vorfeld Hinweise auf die Anschläge gab.

Online seit heute, 12.15 Uhr

Die Behörden sollen prüfen, ob die Gruppe „internationale Unterstützung“ hatte, so Kabinettssprecher Rajitha Senaratne. „Ohne internationales Netzwerk hätten diese Angriffe keinen Erfolg haben können“, zitierte der „Guardian“ den Sprecher, der auch Gesundheitsminister des Landes ist.

Schon zwei Wochen vor den Anschlägen sei man schriftlich gewarnt worden – inklusive einer Liste mit Namen von Verdächtigen, so Senaratne. Er bestätigte die Echtheit des Schreibens des Polizeichefs vom 11. April. Die genannten Verdächtigen hätten nach dem Anschlag auf zwei Moscheen im März im neuseeländischen Christchurch gegen andere Religionen gehetzt, hieß es.

Premierminister Ranil Wickremesinghe sei jedoch nicht informiert worden. Senaratne kritisierte das angespannte Verhältnis zwischen Wickremesinghe und den Sicherheitsdiensten unter Staatspräsident und Verteidigungsminister Maithripala Sirisena. Sirisena hatte Wickremesinghe Ende vergangenen Jahres überraschend entlassen und ersetzt. Wickremesinghe gewann aber den Machtkampf und blieb im Amt.

Neue Ausgangssperre verhängt

Sri Lanka rief aufgrund der Ereignisse nun auch den nationalen Notstand aus. Auch eine neue Ausgangssperre wurde verhängt, diese soll von Montagnacht bis Dienstagfrüh gelten. Schon im Vorfeld der letzten Ausgangssperre hieß es aus dem österreichischen Außenministerium, dass der Flughafen von Colombo in Betrieb bleibt, Passagiere könnten diesen „unter Vorweisung des Flugtickets“ erreichen.

Forensiker bestätigte Selbstmordanschläge

Ein Forensiker des sri-lankischen Verteidigungsministeriums teilte Montagfrüh mit, dass es sich bei den drei Explosionen in christlichen Kirchen und denen in drei Hotels in der Hauptstadt Colombo um Selbstmordanschläge handelte. Die Auswertung der Spuren bestätigte den bereits zuvor gehegten Verdacht.

Mehr als 20 Festnahmen

Laut Polizei wurden bis Montagfrüh 24 Personen unter Tatverdacht festgenommen, allerdings gibt es bis dato kein Bekenntnis zu den Anschlägen vom Sonntag. Unter den fast 300 Toten befinden sich mindestens 35, unter den nach unterschiedlichen Angaben 450 bis 500 Verletzten zumindest 19 ausländische Staatsbürger. Sie stammen laut Angaben vom Sonntag aus zumindest neun Ländern: Indien, den USA, Großbritannien, Portugal, Dänemark, China, den Niederlanden, Belgien und der Türkei.

Zum Zeitpunkt der Anschläge hatten sich auch an die 300 Österreicherinnen und Österreicher in Sri Lanka befunden. Es dürften sich aber keine unter den Opfern befinden, so zumindest der Stand vom Sonntag bei noch recht unübersichtlicher Gesamtlage. Laut Außenministerium besteht jedenfalls ein „hohes Sicherheitsrisiko von weiteren Anschlägen“. Die aktuelle Empfehlung unter den Reiseinformationen zu Sri Lanka auf der Website des Ministeriums: „Bleiben Sie bis auf Weiteres vor Ort und folgen Sie den Anweisungen der Sicherheitsbehörden.“

Insgesamt acht Sprengsätze gezündet

Insgesamt war es am Sonntag zu acht Explosionen gekommen, sechs davon innerhalb einer halben Stunde. Ziel waren drei Kirchen, in denen Ostergottesdienste stattfanden, in verschiedenen Teilen des Landes, außerdem drei Luxushotels in der Hauptstadt Colombo. Bei den Kirchen handelte es sich um die St.-Antonius-Kirche in Colombo, die St.-Sebastians-Kirche im rund 30 Kilometer von der Hauptstadt entfernten Negombo sowie die Zionskirche in Batticaloa, rund 250 Kilometer östlich von Colombo. Außerdem gab es Explosionen in den Fünfsternehotels Shangri-La, Cinnamon Grand und Kingsbury in Colombo.

 „Schreckliche Szenen“ in Kirche

Später wurde eine siebente Explosion in einem kleinen Hotel in einem Vorort der Hauptstadt gemeldet, eine achte ereignete sich am Nachmittag in einer Wohngegend in Dematagoda, einem anderen Vorort Colombos. Es geb jeweils mehrere Tote. Sri Lankas Minister für Wirtschaftsreformen, Harsha de Silva, schrieb im Kurznachrichtendienst Twitter, in einer Kirche habe es „schreckliche Szenen“ gegeben. Diese sei mit Körperteilen übersät gewesen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Einsatzkräfte Verletzte aus einer verwüsteten Kirche trugen.

Internationale Anteilnahme

Auch außerhalb Sri Lankas zeigte man sich von den Angriffen erschüttert. Bundespräsident Alexander Van der Bellen verurteilte den „barbarischen Akt“: „Die Anschläge in Sri Lanka, auf friedlich betende und Gottesdienst feiernde Menschen und auf Hotelgäste, sind ein schrecklicher und barbarischer Akt. Sie sind auf das Schärfste zu verurteilen“, schrieb er auf Twitter. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) reagierte „tief erschüttert und besorgt“ auf die Angriffe. Auch FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl zeigte sich auf Twitter „zutiefst“ betroffen.

US-Präsident Donald Trump sprach den Opfern sein Mitgefühl aus, der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem „grausamen und zynischen Verbrechen“. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb: „Das ist ein Angriff auf die gesamte Menschheit.“ EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Auch UNO-Generalsekretär Antonio Guterres reagierte bestürzt auf die Anschläge. Er hoffe, dass die Verantwortlichen schnell zur Rechenschaft gezogen werden. Der Papst erwähnte die Angriffe in seiner Osteransprache: Er bete für „alle Verletzten und diejenigen, die wegen des dramatischen Ereignisses leiden müssen.“

Sri Lankas lange Geschichte blutiger Gewalt

Der südasiatische Inselstaat ist ein beliebtes Touristenziel, auch für Gäste aus Europa. Nur etwa sieben Prozent der Bevölkerung sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten, 12,6 Prozent sind Hindus. Der Islam stellt mit einem Anteil von 9,7 Prozent (Stand: 2012) eine weitere religiöse Minderheit in dem Land dar.

Sri Lanka hat eine lange Geschichte blutiger Gewalt gegen und zwischen Religionsgemeinschaften und ethnische Gruppen. Der Bürgerkrieg ging 2009 nach 26 Jahren zu Ende. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee besiegte die Aufständischen schließlich. Die UNO wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.