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Wien Heute und ZiB 1

AndereORF 2, Do, 18.07.2019, 21:38 | Andreas Unterberger

In einem Medienbetrieb, der irgendeine Art von Führung und journalistischem Knowhow hätte, würde dafür gesorgt, dass die (zahlenden) Zuseher nicht binnen weniger Minuten auf dem gleichen Sender zweimal von den absolut gleichen Nachrichten belästigt würden. Und das sogar gleich bei zwei Nachrichten minderwichtiger Natur.

Das eine war die Meldung, dass die SPÖ - wie schon mehrfach angekündigt - gegen die vor Monaten von der schwarz-blauen Koalition beschlossene neue Mindestsicherungs-Regelung beim Verfassungsgerichtshof Beschwerde einlegt. Das andere war die ebenso "sensationelle" Meldung, dass der Tiergarten Schönbrunn noch keinen Namen für ein neues Elefantenbaby hat.   

Zugegeben, sowohl der Tiergarten wie die SPÖ werden sich über die doppelte PR freuen. Die ORF-Konsumenten werden sich hingegen fragen, ob es wirklich so wenige Neuigkeiten auf der Welt gibt. Hätten sie zwischen "Wien Heute" und der ZiB 1 auf "Servus TV" geschaltet, dann hätten sie allerdings Dinge erfahren, die sie wohl mehr bewegt hätten.

Etwa die Nachricht von einem Kapfenberger SPÖ-Gemeinderat, der einen Vierjährigen - den er eigentlich behüten sollte - vorsätzlich arg verletzt hat; der aber dennoch nicht zurückgetreten ist, obwohl er ausgerechnet Jugendverantwortlicher ist; und der von einem seltsamen steirischen Gericht nur zu 3000 Euro Geldstrafe verurteilt worden ist.

Interessanter als die doppelten ORF-Doppelmeidungen wäre zweifellos auch der Servus-Bericht von einem anderen Buben gewesen, der in Oberösterreich von einem Pit-Bull-Hund noch viel schwerer verletzt worden ist und jetzt in der Intensivstation liegt. Und noch interessanter wäre die dazugehörende Information gewesen, dass jenseits des Inns, in Deutschland, das Halten solcher Hunde grundsätzlich bis auf wenige begründete Ausnahmen verboten ist.

Freilich: Würde der ORF etwas mit Journalismus zu tun haben, wäre den Zusehern der Kommentar des ORF-Politruks Langpaul entgangen, dass sich die SPÖ bei der fast nur Migranten treffenden Kürzung der Mindestsicherung ja für "Menschen in Not" einsetzt. Nein, wie lieb!

PS: Solche ORF-Kommentare fallen natürlich nicht in die limitierten Wahlkampfkosten. Diese tägliche ORF-Stimmungsmache bekommt die Partei vielmehr gratis und frei ins Haus. 

PPS: Und auch die Ausrede gilt nicht, dass halt ganz Österreich von besonders wichtigen Nachrichten aus einem Bundesland erfahren sollte. Denn wäre das die Regel, dann wäre erstens der Skandal um einen steirischen Politiker auch außerhalb der Steiermark hochinteressant. Und zweitens hat umgekehrt eine Verfassungsbeschwerde schon gar nichts Wien-Spezifisches an sich. Außer der doppelten Wahlwerbung.