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ZiB2

AndereORF2, Do, 25.07.2019, 12:00 | Werner Reichel

Armin-Wolf-Interviews sind sehr unterschiedlich. Abhängig davon, wer ihm gegenübersitzt. Ist es ein ÖVP- oder FPÖ-Politiker, wird es im Stil eines Verhörs oder Zweikampfs geführt. Sitzt ein Genosse im ZiB2-Studio, gleicht das Interview einer Therapiesitzung, in der immer dieselbe Problematik besprochen wird: Warum steckt die SPÖ in der Krise? Wie kann sie diese Krise bewältigen? Was muss sie ändern?

Dass das TV-Therapeut Armin Wolf und seinen Fans vor den Empfangsgeräten ein wichtiges Anliegen ist, ist nachvollziehbar. Sie sehnen sich nach den guten alten Zeiten, als SPÖ-Kanzler das Sagen hatten. Eine Neuauflage von Türkis-Blau wäre hingegen ein Alptraum. Deshalb ist Wolfs erste Frage an  Rendi-Wagner: „Sie erfangen sich nicht. Warum nicht?“ Wenn das Joy Pamela nur wüsste.

So sehr sich Wolf auch bemüht, mehr als Sprechblasen, linke Phrasen und Stehsätze von Gerechtigkeit, Vielfalt, benachteiligten kleinen Leuten und bösen Konzernen bekommt er aus ihr nicht heraus. Dabei kann Wolf durchaus streng mit Joy Pamela sein. Väterlich streng. Wenn er sie etwa rügt, dass die SPÖ im Burgenland noch immer mit der krätzigen FPÖ koaliert.

Wolf bohrt nach, will wissen, wie Rendi-Wagner die von ihr angekündigten sozialen Wohltaten finanzieren möchte. Sie will sich – so sagt sie – unter anderem Amazon vorknöpfen. So wie derzeit auch Donald Trump. Aber Populist ist nur einer von beiden.

Befriedigende Antworten gibt Rendi-Wagner kaum. Sie bleibt im ideologisch-wolkigen Bereich, wird selten konkret und hat auf jede Frage eine vorgefertigte Antwort. Sachpolitik und Zahlen scheinen sie zu überfordern. Wahlen gewinnt man so jedenfalls nicht. Da kann auch der ehrlich bemühte Armin Wolf nichts mehr ausrichten. Er muss zu Kenntnis nehmen, dass er ihr bzw. der SPÖ auch nicht mehr helfen kann. Ein hoffnungsloser Fall.

Nach der rund zwölf Minuten langen Therapiesitzung in der ZiB2 ist der Zuseher so klug wie zuvor. Nicht ganz. Zumindest weiß er, dass diese Frau im November nicht mehr SPÖ-Chefin sein wird.