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Morgenjournal um 7

AndereÖ1, Do, 03.10.2019, 13:19

Was geschieht, wenn die ORF-Redaktionen ihren offensichtlichen Wahlkampfmodus beenden – dieses Portal hat ja mehrfach über die tendenziöse Wahlkampfberichterstattung auf allen ORF-Kanälen berichtet – ist doch recht erstaunlich.

Einen Tag nach der Wahl hört man auf Ö1 ein professionell-höfliches, sachliches und ohne Untergriffe geführtes Interview – man höre und staune – mit dem Tiroler FPÖ-Landeschef Markus Abwerzger.

Ebenfalls nach der Wahl hört man in einer Ö1-Wahlanalyse, in der es um Koalitionsmöglichkeiten mit den Grünen geht, den Satz "allerdings sind die Wiener Grünen zur Zeit mit schweren Korruptionsvorwürfen gerade mit sich selbst beschäftigt".

Nach der Wahl wohlgemerkt. Während des Wahlkampfes, in welchem ja nicht nur die Grünen einen "Klimawahlkampf" (Werner Kogler) ausgerufen haben, sondern auch die gesamte ORF-Information auf grüner Linie war, war so ein klarer und deutlicher Hinweis auf die laufenden Ermittlungen gegen (ehemals) führende Grüne in Wien – in welchem es unter anderem um den Vorwurf der Bestechlichkeit und somit Korruption geht – vollkommen undenkbar.

Im heutigen Morgenjournal um 7 schließlich – 3 Tage nach der Wahl – berichtet Ö1, dass die Wiener Staatsanwaltschaft jetzt (ebenfalls zufälligerweise 3 Tage nach der Wahl), die im Wahlkampf in Umlauf gebrachten "ÖVP E-Mails" eindeutig als Fälschung einstuft. Mit den besagten Mails, sollte die ÖVP bzw. Gernot Blümel und Sebastian Kurz persönlich in den Ibiza-Skandal hineingezogen werden, mit dem Ziel, das Wahlergebnis entsprechend nach links zu rücken. Die ÖVP hat von Anfang an betont, es handle sich um Unterstellungen und gefälschte Mails. Der ORF hat im Wahlkampf dennoch wiederholt – und in in betont ironischem Unterton – über die besagten Mails berichtet. Offenbar um die Angelegenheit am Kochen zu halten. Jetzt, nach der Wahl, versucht man das kurz und schmerzlos wieder aufzulösen.

Und schließlich, auch recht bemerkenswert, vernimmt man ebenfalls im Ö1-Morgenjournal um 7 den Sager des Ö1 Moderators vom - wörtlich - "tatsächlichen (!) Hackerangriff" auf die ÖVP. Zuerst habe ich noch gedacht, ich hätte mich verhört, aber er hat es wirklich gesagt: "tatsächlicher Hackerangriff". Das ist insofern bemerkenswert, als noch letzte Woche, also vor der Wahl, im ORF stets nur von einem "mutmaßlichen Hackerangriff" auf die ÖVP gesprochen worden ist, obwohl bereits die Staatsanwaltschaft und Polizeibehörden ermittelt haben. Wiederholt wurde dazu auch Peter Pilz eingespielt, der im ORF völlig unwidersprochen seine polit-taktischen Sprüche vom erfundenen Hackerangriff wiederholen durfte ("...und wenn das stimmt, handelt es sich um einen der größten Skandale der zweiten Republik..." Peter Pilz).

Wo man in diesen Tagen hinhört oder hinschaut, stellt man in der ORF-Berichterstattung gewissermaßen ein Zurückrudern im Ton bzw. eine Abkehr der teils aggressiv-tendeziösen Wahlkampfberichterstattung fest. Ein Umstand, der zum einen erfreulich ist, zum anderen wirkt der Ärger über die offensichtliche Parteinahme des öffentlich-rechtlichen ORF aber deutlich nach.